Die sportliche Leitung des VfB hat wie angekündigt in den vergangenen Wochen eine umfassende Analyse der Saison 2022/2023 erstellt. Sportdirektor Fabian Wohlgemuth und sein Team haben die Zahlen und Fakten der vergangenen Spielzeit analysiert und auch den organisatorischen Rahmen, die Strukturen und personellen Gegebenheiten im Lizenzbereich bewertet.
Fabian Wohlgemuth sagt: „Im Kern geht es darum, wie wir unsere Defizite in puncto Leistungskonstanz, Effektivität und Widerstandsfähigkeit abbauen – alles Merkmale, die auch mit der mannschaftlichen Reife zu tun haben. Dass dies unsere drei Hauptbaustellen sind, ist keine neue Erkenntnis. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt mit der richtigen Strategie an jeder dieser Stellschrauben ansetzen; erstens in der taktischen Arbeit und zweitens natürlich bei der Kaderentwicklung in den kommenden Transferperioden.
Wahrscheinlich ist keine Mannschaft in der Liga so weit wie wir unterhalb der eigenen Möglichkeiten geblieben. Es gibt beispielsweise deutliche Unterschiede zur Konkurrenz, wenn es um die Effizienz vor den beiden Toren geht. Hier müssen wir deutlich zulegen, um in der kommenden Saison möglichst immer eine gesunde Distanz zu den gefährdeten Tabellenregionen zu wahren.“
Fabian Wohlgemuth ergänzt: „Wir wollen mehr Selbstorganisation auf dem Platz, eine Mannschaft, der es beständiger gelingt, am eigenen Limit zu spielen. Seit dem Einstieg des Trainerteams um Sebastian Hoeneß hat es hier zuletzt eine Entwicklung gegeben, die Mut macht.
Es ging ebenso um die Frage, wie wir unsere Ziele erreichen wollen. Wir sollten nicht zwei Schritte auf einmal nehmen wollen und dadurch am Ende den Erhalt der Spielklasse riskieren. Wir setzen vielmehr auf gesundes Wachstum, auch wenn dies manchmal die Geduld strapazieren kann.“
Neue Scouts für den VfB
Im Trainer- und Funktionsteam hat es in Folge der Analyse bereits personelle Veränderungen gegeben, unter anderem durch die Verpflichtung von Malik Fathi als weiterem Co-Trainer. Auch im Scouting stellt sich der VfB neu auf. Thomas Henning (kommt aus Paderborn), Andreas Herrmann (kommt von Manchester United) und Stefan Brandenburger (zuletzt beim VfL Wolfsburg) komplettieren das Team um Markus Lösch.
Fabian Wohlgemuth sagt: „Natürlich geben uns die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerade bei den Transfers nicht den ganz großen Spielraum. Und trotzdem brauchen wir einen weiten Blick für die Entwicklungsziele des VfB. Wir müssen pragmatisch mit der aktuellen Situation umgehen und an kreativen Lösungen arbeiten. Zukünftig wollen wir die im Kader vorhandene Qualität länger halten und gleichzeitig das Risiko bei eigenen Verpflichtungen herunterfahren.“
Der VfB-Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle sagt: „Wir haben mit Investitionen in Infrastruktur wie beim Bau der neuen Athletikhalle ebenso Weichen gestellt wie bei der Herangehensweise in der Kaderplanung und beim regelmäßigen Austausch zwischen Nachwuchs- und Profibereich. Es gehört dazu, dass wir Spieler ausbilden oder entwickeln, die irgendwann anderswo den sportlich oder finanziell nächsten Schritt gehen wollen und dann den VfB verlassen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für uns attraktiv sind. Trotzdem wollen wir in den kommenden Jahren wieder mehr Wert darauf legen, unsere Mannschaft um einen Kern von Profis zu bauen, die über Jahre beim VfB spielen und sich über ihren Vertrag hinaus mit unserem Club und der Region identifizieren. Und natürlich wünschen wir uns, dass in den kommenden Jahren möglichst vielen Eigengewächsen aus unserem Nachwuchsleistungszentrum der Sprung in die Lizenzspielermannschaft gelingt.“
Aufsichtsrat entscheidet über einen Sportvorstand
Der VfB hinterfragt über diese und weitere Anpassungen im Tagesgeschäft hinaus grundsätzlich seine strukturelle Ausrichtung im Sport. Alexander Wehrle hat dem Aufsichtsrat der VfB Stuttgart 1893 AG in dessen letzter Sitzung die Berufung eines Sportvorstands empfohlen. Diesem Vorschlag ist der Aufsichtsrat gefolgt. Alexander Wehrle sagt: „Trotz des geglückten Klassenerhalts bin ich davon überzeugt, dass wir uns kein „Weiter so“ beim VfB leisten können und unsere Situation eine andere Struktur erforderlich macht. Ich bin dem Aufsichtsrat sehr dankbar, dass er meiner Initiative gefolgt ist, die für mich der Kern meiner Analyse war. Meine Zuständigkeit für den Sport war von Anfang an als Übergangslösung vorgesehen, die keinesfalls über 2024 hinaus reichen sollte. Wenn wir diese Veränderung früher angehen können, bin ich darüber sehr froh.“
Claus Vogt, Aufsichtsratsvorsitzender und Präsident des VfB, sagt: „Alexander Wehrle trägt als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung dafür, den VfB Stuttgart nachhaltig und strategisch erfolgreich auszurichten. Das Weltmarken-Bündnis mit Mercedes-Benz, Porsche und MHP ist hierfür ein wichtiger Meilenstein. Damit der VfB nach zwei nicht zufriedenstellenden Spielzeiten auch sportlich nachhaltig stabil aufgestellt wird, werden wir in unserem Kerngeschäft, dem Profifußball, neue Weichen stellen. Vor diesem Hintergrund hat der Aufsichtsrat einen Prozess auf den Weg gebracht, um einen Sportvorstand zu suchen und zu bestellen, der zum VfB und seiner Ausrichtung passt.“