Mehr als 80 mitgereiste Fans, Freunde, Familie und Sponsoren – darunter auch viele Partner rund um den VfB Stuttgart – feuerten Kappel im „Stade de France“ an. Auch Vereinsbeirat Werner Gass drückte vor Ort die Daumen. Sie sahen, wie der Sportler des VfB direkt in seinem ersten Versuch die Kugel auf 13,74 Meter stieß. Eine Weite, die mit Bobirjon Omonov aus Usbekistan (14,32 Meter) nur sein Dauerkonkurrent überbieten konnte. Würde es womöglich sogar noch zu Gold reichen?
Vor seinem sechsten und letzten Versuch hatte Kappel nochmal alles probiert. Er war kurz in die Katakomben geeilt, um nochmal neue Spannung in den Beinen aufzubauen. Völlig fokussiert kehrte er zurück, stieg in den Ring und stieß die Kugel kraftvoll in Richtung 14-Meter-Linie – doch Omonovs Weite konnte er auch mit seinem letzten Versuch nicht knacken. Es blieb bei dem knappen Rückstand von 58 Zentimetern. Kappel applaudierte dem Publikum und verbeugte sich.
"Hätte auf jeden Fall mehr draufgehabt"
Er hatte einmal mehr einen großartigen Wettkampf auf weltweiter Bühne gezeigt, wenngleich er selbstkritisch mit sich haderte: „Ich habe Gold leider ein wenig verschenkt, denn heute haben einfach ein paar Zentimeter gefehlt“, sagte er nach dem Finale. „Ich bin gar nicht in den Wettkampf gekommen und hätte auf jeden Fall mehr draufgehabt. Das tut heute auf jeden Fall weh – auch, wenn der Medaillensatz nun komplett ist.“
Bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) gewann der in Schwäbisch Gmünd geborene Kugelstoßer die Goldmedaille, 2021 in Tokio (Japan) sicherte er sich Bronze. Erst im Mai des aktuellen Jahres hatte Kappel seinen eigenen Weltrekord auf 15,07 Meter verbessert, wenig später wurde er zum zweiten Mal nach 2017 Weltmeister.