Hallo Herr Zeigler! Seit 2001 sind Sie bei den Heimspielen des SV Werder als Stadionsprecher im Einsatz. Wie sieht Ihr Wochenende an Auswärtsspieltagen wie diesem aus?
Arnd Zeigler: „Normalerweise versuche ich, so viele Auswärtsreisen wie möglich mitzunehmen, aber von Bremen aus sind das natürlich ziemlich weite Touren, und wenn es dann noch wie diesmal in Stuttgart ein Samstagabendspiel ist, dann kann ich leider nicht dabei sein, weil ich am Sonntag ja schon an meiner Fernsehsendung arbeiten muss. In solchen Fällen läuft es immer darauf hinaus, dass ich am Samstagmittag anfange, die Livespiele auf Sky zu gucken. Und am Abend werde ich dann irgendwas Grünweißes anhaben und auf dem Sofa mitfiebern, wenn Werder beim VfB spielt.“
Sie haben unter anderem die Werder-Hymne „Lebenslang Grün-Weiß“ gesungen, haben mehrere Fußball-Podcasts und führen jeden Sonntag durch Ihre „wunderbare Welt des Fußballs“. Woher kommt Ihre facettenreiche Faszination für den Fußball?
Arnd Zeigler: „Ich sage das nur ungern, aber sie stammt natürlich aus einer Zeit, als der Fußball noch weitaus spannender, unvorhersehbarer und geerdeter war als heute. Menschen meines Alters sind in einer fantastischen Zeit durch den Fußball sozialisiert worden, und auch, wenn er heute oft nicht mehr so viel Freude macht, sind wir vielfach mit Fußball als Kulturgut aufgewachsen. Ich kann mir auch kein anderes Hobby vorstellen, dass man als Fünfjähriger schon elektrisierend finden kann und als Greis immer noch.“
Beim 2:1-Heimspielsieg des VfB gegen Bremen vor fünf Jahren sorgten Borna Sosa und Ron-Robert Zieler für eines der kuriosesten Eigentore der Bundesligageschichte. Welche der 112 Pflichtspielduelle zwischen beiden Teams sind Ihnen in Erinnerung geblieben?
Arnd Zeigler: „Da gab es so wahnsinnig viele! Ich kann mich an eine frustrierende Heimniederlage im Aufstiegsjahr des VfB 1977/78 erinnern, meine erste komplette Saison als Fan. An ein haarsträubendes 2:3 im Abstiegsjahr 1979/80. Ich war in Bremen im Stadion dabei, als der VfB dort 1984 die Meisterschaft klargemacht hat - Herrmann Ohlicher, ihr wisst schon. Ich habe sehr hohe Siege gesehen und niederschmetternde Niederlagen, ich habe 1993 Werders Meisterschaft in Stuttgart gefeiert und ich war beim 4:4 in Stuttgart 2004 dabei, wahrscheinlich eines der besten Fußballspiele, die ich je gesehen habe.“
Werder hat alle bisherigen Saisonsiege im eigenen Stadion gegen Union Berlin, Köln und Mainz 05 eingefahren. Wird diese Heimstärke dazu führen, dass der SVW am Ende nichts mit dem Abstieg zu tun hat?
Arnd Zeigler: „Darauf möchte ich mich ungern verlassen. Letztes Jahr war Werder eine der schwächsten Heimmannschaften, aber hat dafür furios in Dortmund gewonnen. Diese Saison hätten wir in Wolfsburg und Freiburg eigentlich gewinnen müssen und haben die Spiele bei den Neulingen in Darmstadt und Heidenheim unbegreiflich verdaddelt. Danach hat sich etwas in der Mannschaft getan und Werder wirkt nun sehr viel stabiler. Es müssen schon auch auswärts ein paar Siege her.“
Mit Ihrem Bühnenprogramm „Hat schon Gelb“ touren Sie aktuell durch Deutschland. Worauf dürfen sich Besucher der Show freuen?
Arnd Zeigler: „In Stuttgart in eurem wunderschönen Theaterhaus war ich ja gerade erst. Meine Auftritte sind eigentlich vor allem kunterbunte, schöne Fußballabende, an denen ich versuche, dem Fußball eine Liebeserklärung zu machen und anschließend alle Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Gewissheit nach Hause gehen lasse, dass Fußball schon etwas sehr Besonderes sein kann.“
Arnd Zeigler (* 7. Juli 1965 in Bremen) ist Moderator, Journalist, Autor und Sänger. Nach dem Beginn seiner journalistischen Laufbahn bei Radio Bremen und dem Hörfunk des WDR ist Arnd Zeigler seit 2001 Stadionsprecher im Bremer Weserstadion. Darüber hinaus führt er seit 2007 jeden Sonntag durch die WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“, die in seiner eigenen Wohnung produziert wird sowie seit 2022 durch den Podcast „Ball you need is love – aus Liebe zum Fußball“.
2022 wurde Arnd Zeigler als „Fairster Profi“ mit dem Fair-Play-Preis des DFB ausgezeichnet, nachdem er in seiner Rolle als Stadionsprecher eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung zuungunsten des SV Werder im Derby gegen den HSV erklärt hatte.