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Sonstiges, 10. Juni 2024

Weiß-rote EM-Erinnerungen: Guido Buchwald – EM 1992

In vier Tagen beginnt die EM in Deutschland – und dann sind wie in der Vergangenheit auch wieder mehrere VfB-Profis am Ball. Bis zum ersten Anpfiff schwelgen wir in unserer Serie täglich mit ehemaligen VfB- und Nationalspielern in Erinnerungen und blicken auf vergangene Turniere zurück. Heute erzählt Guido Buchwald von der EM 1992.

Hallo Guido, du bist 1990 Weltmeister geworden und warst bei drei Europameisterschaften dabei. Wie blickst du auf deine EM-Teilnahmen zurück?

Guido Buchwald: „Jede Europameisterschaft für sich war schön. 1984 war ich frischgebackener Deutscher Meister und kurz vor der EM überhaupt erst Nationalspieler geworden. Damals war ich der ,Rookie‘, der sogar zwei Einsätze bekommen hat. Das war rundum positiv für mich. Das Turnier 1988 im eigenen Land war stimmungstechnisch klasse. Leider habe ich mich damals verletzt und das Halbfinale verpasst.“

Wie lief es 1992 bei der EM in Schweden?

Guido Buchwald: „1992 wurde ich erneut kurz vor dem Turnier mit dem VfB Deutscher Meister und bin dadurch, aber auch dank des Weltmeistertitels zwei Jahre zuvor mit viel Euphorie ins Turnier gegangen. Leider hatte ich erneut Verletzungspech. Im zweiten Gruppenspiel gegen Schottland habe ich mir bei einem Kopfballduell eine Schädelprellung zugezogen und meine Zunge verschluckt. Das war keine schöne Sache. Glücklicherweise konnte ich ab dem Halbfinale wieder spielen. Leider haben wir dann das Endspiel gegen ein unglaublich motiviertes und starkes Dänemark, was damals lediglich als Ersatz für Jugoslawien kurzfristig am Turnier teilgenommen hatte, verloren. Von zehn Spielen gegen die Dänen hätten wir vermutlich neun gewonnen, ausgerechnet im Finale haben wir aber durch zwei Fernschüsse verdient verloren. Ich wäre gerne mit dem Titel zurückgekommen. Im gleichen Moment Welt- und Europameister zu sein, wäre etwas ganz Besonderes gewesen.“

Wie bewertest du heute, mit über 30 Jahren Abstand, diese EM??

Guido Buchwald: „Insgesamt sehr positiv. Aber als Sportler will man ein Finale gewinnen, wenn man die Chance dazu bekommt. Daher war die Enttäuschung am Ende groß. Uns haben mit Lothar Matthäus und ab dem zweiten Spiel mit Rudi Völler zwei Weltklassespieler gefehlt. Als Weltmeister sind wir trotzdem unserem Anspruch gerecht geworden, haben gute Leistungen gebracht und das Endspiel erreicht. Man darf nicht vergessen, dass die Niederlande, damals ein großer Mitfavorit auf den Titel, im Halbfinale ebenfalls gegen Dänemark verloren hat. Die Enttäuschung über die Finalniederlage ging aber schnell vorbei. Ich hatte danach nur eine Woche Urlaub und kehrte gleich wieder zum VfB zurück, mit dem ich dann voller Euphorie in die neue Saison gestartet bin.“

Wie war deine Rolle im DFB-Team bei der EM 1992?

Guido Buchwald: „Die war ähnlich wie schon bei der WM 1990, ich war wieder Stammspieler. Dazwischen war ich bei Länderspielen zwei-, dreimal sogar Kapitän. Das Schöne an dieser Mannschaft war, dass viele schon seit der U21 bei der Nationalmannschaft zusammengespielt haben.“

Welchen Stellenwert hat die EM-Teilnahme in deiner Karriere?

Guido Buchwald: „Die EM 1992 war das erste große Turnier, bei dem wir als gesamtdeutsche Nationalmannschaft angetreten sind. Nach dem WM-Titel 1990 und der Wiedervereinigung sind tolle Spieler der damaligen DDR wie Matthias Sammer oder Ulf Kirsten in die Mannschaft dazugekommen. Daher wurde 1990 auch der Satz geprägt: ,Auf Jahre hinaus wird unsere Nationalmannschaft unschlagbar sein.‘ Dies war auf der einen Seite eine Bürde, auf der anderen Seite haben wir nach der Wiedervereinigung aber auch die unglaubliche Unterstützung des gesamten Landes gespürt. Außerdem gab es damals intern viel Gesprächsstoff. Wir haben uns viel darüber unterhalten, wie es in der DDR beziehungsweise in der BRD war.“

Was erhoffst du dir von der anstehenden Heim-EM?

Guido Buchwald: „Ich durfte schon 1988 miterleben, was eine Heim-EM mit der Stimmung im Land machen kann. Deshalb freue ich mich sehr auf das anstehende Turnier. Stimmungstechnisch hoffe ich, dass wir ein toller Gastgeber sein werden. Das Sommermärchen 2006 wird wahrscheinlich nicht zu toppen sein, dennoch wünsche ich mir, dass wir als Land ein tolles Bild abgeben und die EM die manchmal etwas negative Stimmung im Land ein wenig aufhellen kann. Ich wünsche mir, dass die deutsche Nationalmannschaft uns begeistert, uns mitreißt und stolz macht. Kicken können sie, deshalb erwarte ich Kampf und Einsatz. Mit dem Publikum im Rücken kann man weit kommen und Europameister werden. Mein Tipp ist: Wir holen den Titel. Da spricht das Fan-Herz in mir.“

Zweifacher Deutscher Meister und Weltmeister – Guido Buchwald (*24.1.1961) ist einer der erfolgreichsten Spieler der VfB-Vereinsgeschichte. Der Verteidiger absolvierte 387 Pflichtspiele für den Club aus Cannstatt und erzielte dabei 45 Tore. Unvergessen ist Guido Buchwalds Kopfballtor am letzten Spieltag der Saison 1991/1992, wodurch der VfB seine vierte Deutsche Meisterschaft gewann. Nach elf Jahren im Brustring-Trikot spielte Guido Buchwald noch in Japan für Urawa Red Diamonds sowie für den Karlsruher SC. Für die DFB-Auswahl absolvierte er 76 Länderspiele und wurde 1990 in Italien Weltmeister. Heute ist Guido Buchwald VfB-Markenbotschafter, der VfB-Ehrenspielführer und Trainer der VfB-Traditionsmannschaft.