Jordan Meyer hängt seine Fußballschuhe an den Nagel. Damit reagiert das VfB-Eigengewächs, das die vergangenen drei Saisons in der U21 verbracht hatte, auf die zurückliegenden Jahre, die seinem Körper einiges abverlangt haben. „Meine erste schwere Verletzung war vor fünf Jahren. Seitdem wurde ich immer wieder zurückgeworfen. Anfang des Jahres habe ich gemerkt, dass ich an einen Punkt komme, an dem sich mein Körper nicht mehr von dem erholt, was gerade passiert. Daher habe ich diesen Sommer entschieden, dass ich mich und meinen Körper schützen und schweren Herzens mit dem Fußballspielen auf diesem Niveau aufhören muss“, erklärt der 22-Jährige.
Erste Hiobsbotschaften
Geboren und aufgewachsen in Bad Cannstatt, durchlief der Mittelfeldspieler ab der U13 alle Jugendmannschaften des VfB und entwickelte sich zu einem Leistungsträger, aber auch zu einem geschätzten Führungsspieler seines Jahrgangs 2002. Im Mai 2019 war der Mittelfeld-Motor mit den markanten Locken Kapitän der deutschen Nationalmannschaft bei der U17-Europameisterschaft und wurde kurz darauf mit der Fritz-Walter-Medaille in Silber als zweitbester Jugendspieler Deutschlands in seinem Jahrgang ausgezeichnet. In seinem ersten Jahr bei der U19 erlebte Jordan Meyers Traum vom Profifußball jedoch einen ersten herben Dämpfer: Ein Kreuzbandriss im Herbst 2019 setzte den damals 17-Jährigen ein Dreivierteljahr außer Gefecht. Kaum wieder auf den Platz zurückgekämpft, folgte im November 2020 mit einem Meniskusriss gleich die nächste Hiobsbotschaft.
Doch auch davon ließ sich die Kämpfernatur Jordan Meyer nicht aufhalten: Im Sommer 2021 ist er wieder so stark auf den Platz zurückgekehrt, um mit den VfB-Profis die Saisonvorbereitung samt Trainingslager und Testspielen zu absolvieren. Kurz zuvor hatte der 16-fache Juniorennationalspieler einen bis 2025 datierten Lizenzspielervertrag beim VfB unterschrieben – ein Beleg für den Glauben, den beide Seiten in Jordan Meyers Potenzial und weitere Entwicklung hatten. „Da war meine Überzeugung, dass es mit dem Profifußball weiterhin klappen kann, absolut da“, erinnert er sich.
Doch der Traum vom Bundesliga-Debüt sollte nicht in Erfüllung gehen. Im Herbst 2021 und Frühjahr 2022 erlitt Jordan Meyer die nächsten Meniskusverletzungen, verpasste bei der U21 mehr als ein gesamtes Jahr und konnte in der Saison 2022/2023 lediglich fünfmal in der Regionalliga Südwest auf dem Platz stehen. Die vergangene Spielzeit war für den Rechtsfuß mit 18 U21-Einsätzen – davon elf von Beginn an - die erfolgreichste. Im Saisonendspurt, der mit der Regionalliga-Meisterschaft und dem Aufstieg in die 3. Liga gekrönt war, nahm Jordan Meyer nochmals eine tragende Rolle ein. Davor musste er sich jedoch im vergangenen Winter erneut von einer Verletzung am Knie erholen, die Spuren am Knorpel hinterlassen hatte. „Ich habe es in der Rückrunde nochmal versucht und das hat auch funktioniert. Mir war dabei aber bewusst, dass ich meinen Körper an einen Punkt treibe, an dem ich vielleicht mit 30 oder 40 gesundheitliche Probleme bekomme“, erklärt Jordan Meyer.
Daher fällte er nun die schwere Entscheidung, auf seinen Körper zu hören und sich vom Leistungssport zu verabschieden. Sein bis 2025 gültiger Vertrag beim VfB wurde aufgelöst. Stattdessen widmet sich Jordan Meyer nun neuen Herausforderungen. „Der Schwerpunkt wird darauf liegen, meinen Körper so zu erholen, dass es mir im Alltag schmerzfrei gut geht. Zudem möchte ich ein Jura-Studium beginnen. Darauf liegt nun mein beruflicher Fokus.“
Jordan Meyer:
Ich empfinde dem VfB und den Fans gegenüber große Dankbarkeit. Das ist ein ganz besonderer Verein, der jungen Spielern Chancen bietet, die sie vielleicht in anderen Vereinen nicht erhalten.
Dem Fußball und vor allem seinem Herzensverein VfB wird er aber weiterhin treu bleiben – als Fan, nicht mehr als Spieler. „Ich empfinde dem VfB und den Fans gegenüber große Dankbarkeit. Das ist ein ganz besonderer Verein, der jungen Spielern Chancen bietet, die sie vielleicht in anderen Vereinen nicht erhalten“, sagt Jordan Meyer zum Abschied. Und gibt jungen Fußballern noch einen Ratschlag mit: „Es ist wichtig, dass man seinen Körper gut kennenlernt und auf Details achtet. Wenn man sich so wie ich mehrmals verletzt, dann bleibt mental stark und arbeitet weiter an eurem Traum. Und wenn es dennoch nicht funktionieren sollte, ist es nicht schlimm. Es gibt so viele andere schöne Dinge im Leben, die einem Spaß machen können.“