Holger Badstuber, 28 Jahre alt und seit über acht Jahren im Profifußball am Ball, kennt die Begleiterscheinungen des Profigeschäfts nur allzu gut. Und so sitzt er Montagnachmittag, zum Ende seines vierten Trainingstages beim VfB, gleich mal vor zahlreichen Medienvertretern und gibt routiniert Auskunft zu allem, was den Journalisten unter den Nägeln brennt. Er schildert seine ersten Eindrücke vom Verein mit dem Brustring, spricht über seine Ziele mit dem VfB – und lässt sich auch von den wiederholten Nachfragen zu den schweren Verletzungen in seiner Karriere nicht aus der Ruhe bringen. Ein Thema, bei dem ihm eines am Herzen liegt: „Klar waren die letzten Jahre für mich eine Berg- und Talfahrt. Und klar sind die Verletzungen ein Teil meiner Geschichte – aber sie sind jetzt abgehakt. Ich bin seit einem Jahr gesund und konnte seither jedes Training durchziehen sowie jedes Spiel, bei dem ich aufgestellt worden bin. Mein Körper funktioniert gut.“
Der Prozess, bis der ehemalige Nationalspieler, fünfmalige Deutsche Meister und Champions-League-Sieger von 2013 wieder sein gewohntes Potenzial abrufen kann, ist freilich noch nicht abgeschlossen – dessen ist er sich bewusst. Doch er befinde sich auf einem sehr guten Weg dahin. Und dann könnte für ihn im zweiten Abschnitt seiner Fußballkarriere noch so einiges möglich sein. Immerhin sei er nun im Vergleich zu früher „reifer, erwachsener und körperlich besser geworden“. In den nächsten Tagen und Wochen gehe es für ihn jedoch erst einmal darum, an Konstanz zu gewinnen und sich in seiner neuen Mannschaft einzufinden. „Es benötigt noch ein bisschen Zeit, bis ich mich fit und bereit fühle. Denn ich habe in den letzten Wochen zwar für mich individuell trainiert, das ersetzt aber natürlich kein Mannschaftstraining. Ich hatte eben keine Vorbereitungsphase mit der Mannschaft“, sagt er, „da kommt mir jetzt jede Trainingseinheit und jedes Trainingsspiel zugute. Wir haben da einen guten Plan, von daher bin ich sehr entspannt.“
"Ich sehe es als meine Pflicht, jungen Spielern zu helfen"
Und voll motiviert ist er ohnehin. Weil er beim VfB so herzlich aufgenommen worden sei. Weil er spüre, dass alle im Verein und Umfeld hinter ihm stehen. Weil er mitbekommen habe, was für eine beeindruckende Atmosphäre die Fans und Zuschauer in der vergangenen Saison geschaffen haben und wisse, dass so etwas einen Spieler umso mehr pusht. Und weil er sich auf die bevorstehenden Herausforderungen für die Mannschaft und für ihn ganz persönlich freue. „Ich habe jetzt einfach Bock zu kicken, mit einer Mannschaft und unter einem Trainer zu spielen, die eine Vision haben. Wir haben das Potenzial, hier etwas entstehen zu lassen“, sagt er, „ich bin hierhergekommen, um zu spielen und meine beste Leistung abzurufen. Ich sehe es aber auch als meine Pflicht an, den jungen Spielern zu helfen.“
Sie so zu unterstützen und in ihrer Entwicklung weiterzubringen, wie es seine ehemaligen Mitspieler Mark van Bommel, Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger einst bei Bayern München mit ihm, dem Jungprofi Holger Badstuber, gemacht hatten. Denn klar ist für ihn: „Wir haben sehr viele junge Spieler, die ein großes Potenzial haben, denen aber auch noch ein bisschen die Erfahrung fehlt. In der Bundesliga brauchst du aber Erfahrung, um gewisse Situationen richtig zu erkennen. Da ist es meine Aufgabe, sie in diesen Situationen zu unterstützen.“