Es liegt in der Natur der Sache, dass das erste Bundesligaspiel der neuen Saison für so manchen der Protagonisten immer auch eine Premiere darstellt. So auch für VfB Cheftrainer Hannes Wolf. Für ihn, den akribischen Arbeiter, wäre es jedoch geradezu untypisch, wenn er sich in den Tagen vor dem Bundesligaauftakt mit der Bedeutung der Partie für ihn selbst beschäftigen würde. „Ich habe mich nach dem Aufstieg im Mai sehr darüber gefreut, dass ich künftig in der Bundesliga arbeiten darf, aber das ist jetzt kein Thema mehr“, sagt er, „ich habe jetzt keine Zeit dafür. Im Moment drehen sich alle meine Gedanken darum, die Mannschaft gut auf das Spiel bei Hertha BSC vorzubereiten und alles dafür zu tun, um dieses Spiel erfolgreich zu gestalten. Es geht darum, die Mannschaft ans Limit zu bringen und selber am Limit zu arbeiten – das ist alles, was jetzt zählt.“
Bis zum Anpfiff am Samstagnachmittag stellt sich für ihn ja auch die ein oder andere Frage. Nicht zuletzt in Sachen Personal. So fällt neben Emiliano Insua (Risswunde oberhalb des Knies) nun auch Daniel Ginczek für zwei Spiele aus. Das Knie des Torjägers hat auf die Summe der jüngsten Belastungen eine Reaktion gezeigt, daher kann er momentan nur reduziert trainieren. „Natürlich ist das schade für uns, aber so etwas kann passieren“, sagt Hannes Wolf, „das ist im Gesamtzusammenhang bei ihm nicht so dramatisch. Er hat in der Rückrunde der vergangenen Saison jedes einzelne Spiel gemacht und eigentlich immer mittrainiert. Sobald sich diese Belastungsreaktion zurückgebildet hat, ist er wieder voll dabei.“
Hannes Wolf hofft auf Rückkehr von Timo Baumgartl
Das soll schon sehr bald auch Timo Baumgartl wieder sein. Der Innenverteidiger hatte im Abschlusstraining vor dem Pokalspiel in Cottbus einen Ball ins Gesicht bekommen, dabei eine Gehirnerschütterung erlitten und musste deshalb seither mit dem Training aussetzen. „Ich hoffe trotzdem, dass es was wird mit seinem Einsatz in Berlin“, sagt Hannes Wolf, „er ist total fit und hat so viel Substanz, dass es für Samstag reichen würde, wenn er am Freitag wieder mit der Mannschaft trainiert.“ Am Freitag nimmt indes auch Marcin Kaminski, der in Cottbus umgeknickt war und seither individuell trainierte, wieder am Mannschaftstraining teil. Bei ihm hat Hannes Wolf genauso große Hoffnung, dass er in Berlin zur Verfügung steht wie bei Dzenis Burnic und Anastasios Donis, die auf das Pokalspiel muskulär reagierten.
Holger Badstuber und Dennis Aogo haben dagegen bereits in den vergangenen Einheiten das komplette Mannschaftstraining absolviert. „Beide sind gesund. Trotzdem finde ich nicht, dass ich es verantworten kann, sie von Anfang an spielen zu lassen“, sagt Hannes Wolf. Sie hätten noch zu wenig Einheiten, zu wenig Abläufe mit der Mannschaft absolviert, um sie für ein komplettes Bundesligaspiel aufzubieten. „Wenn du die Jungs hinten aufstellst, kannst du nicht nach 55 Minuten sagen: Ich wechsle sie jetzt beide aus“, verdeutlicht der VfB Trainer.
Trotz der Fragezeichen in Bezug auf die personelle Situation ist Hannes Wolf keineswegs Angst und Bange vor dem Auftaktspiel. „Wir haben ein paar Angeschlagene, aber so etwas gehört zum Fußball dazu. Es geht darum, was wir daraus machen“, sagt er und kündigt an: „Die Jungs, die auf dem Platz stehen, werden sich zerreißen. Wir wissen, dass wir ein Aufsteiger sind und wollen daraus den Ehrgeiz ziehen, in der Bundesliga ans Limit zu gehen und dem Gegner alles abzuverlangen. Wir haben die Substanz, mit einer Topleistung und einem Quäntchen Glück, das man immer braucht, in Berlin was zu holen – das werden wir versuchen.“ Dann könnte Hannes Wolf, wenn er irgendwann mal auf die Meilensteine seiner Karriere zurückblickt, von einer erfolgreichen Premiere in der Bundesliga sprechen.