Eine Szene steht sinnbildlich für den 2:0-Sieg des VfB bei Hertha BSC. So sah es auf jeden Marc Oliver Kempf und hob den Spielzug hervor, der zum späteren Endstand führte. „Wir haben uns das Tor erkämpft und so haben wir uns auch diese drei Punkte erkämpft“, sagte der 25-Jährige kurz nach dem Schlusspfiff. In jener Situation, die sich in der 68. Spielminute ereignete, erhöhten die VfB Profis im Mittelfeld den Druck auf die ballbesitzenden Berliner, mit dem Ergebnis, dass der VfB Kapitän Gonzalo Castro seinem Gegenspieler Deyovaisio Zeefuik den Ball abluchste und blitzschnell den Gegenangriff einleitete. Es folgte ein Doppelpass mit Sasa Kalajdzic und anschließend ein weiterer mit Mateo Klimowicz. Wenn die Kombination mit dem Argentinier auch nicht wie aus dem Lehrbuch anmutete, so warf sich dieser zumindest so mit vollem Körpereinsatz in den Zweikampf, dass der Ball zurück zu Gonzalo Castro kam und der 33-Jährige das Spielgerät aus etwa 20 Metern im gegnerischen Tor versenkte.
Der Spielzug war erstens ein Beispiel für das energisch, kämpferische Auftreten der Jungs aus Cannstatt an diesem Nachmittag, mit dem sie zahlreiche wichtige Zweikämpfe sowohl in der Offensive als auch vielmehr noch in Defensive für sich entschieden. Zweitens war an diesem Angriff abzulesen, wie konsequent in der Chancenverwertung das Team des Cheftrainers Pellegrino Matarazzo während der 90 Minuten agierte. Bereits im ersten Durchgang führte der zweite Anlauf auf das Berliner Tor zum Führungstreffer durch Marc Oliver Kempf (9. Minute). Nach dem Seitenwechsel konzentrierte sich die Mannschaft mit dem Brustring dann überwiegend darauf, im geschlossenen Verbund Gefahr vom eigenen Tor fernzuhalten und mit Kontern zum Erfolg zu kommen – was beim von Gonzalo Castro eingeleiteten Angriff exzellent gelang. „Der Arbeitsaufwand, den die Jungs betrieben haben, hat mir gefallen. Sie haben weite Wege zurückgelegt und die einzelnen Mannschaftsteile haben gut zusammengearbeitet“, sagte der VfB Cheftrainer Pellegrino Matarazzo und fügte an: „Bei Gonzalo Castro merkt man, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Er kann die Jungs nicht zu dirigieren. Er führt dann auch die entscheidende Situation herbei.“
Mehrere Debüts und ein Comeback
Gonzalo Castro, der in seinem 387. Bundesligaspiel sein 34. Tor erzielte, führte auch an diesem Nachmittag als Kapitän eine mit 24,54 Jahren junge und entwicklungsfähige Anfangsformation aufs Feld, in der Atakan Karazor und Tanguy Coulibaly ihr Bundesliga-Startelfdebüt gaben. Hinzu kam mit Lilian Egloff kurz vor Schluss ein weiteres hoffnungsvolles Talent, das im eigenen Nachwuchsbereich ausgebildet wurde, zu seinem Bundesligadebüt. Darüber hinaus gehörten mit Antonis Aidonis und Luca Mack zwei weitere Junge Wilde erstmals in dieser Saison dem 20-köpfigen Aufgebot an. Erfreulich war darüber hinaus das Comeback von Stürmer Nicolas Gonzalez, nach seinem Bündelriss in der Hüftmuskulatur.
Auch wenn der 2:0-Erfolg in Berlin am Samstagnachmittag indes in den VfB Reihen für Zufriedenheit sorgte und sich die Punkteausbeute mit sieben Zählern aus vier Spielen sehen lassen kann, so verliert der Cheftrainer Pellegrino Matarazzo nicht das Verbesserungspotenzial seines Teams aus den Augen. „Es wird uns guttun, wenn wir weiter hart an unserer Entwicklung arbeiten“, sagte der 42-Jährige. Das werden die VfB Profis nach der Regenerationseinheit am Sonntag in den kommenden Tagen tun. Denn bereits am kommenden Freitag steht mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Köln, das ohne Zuschauer stattfinden muss, die nächste Aufgabe auf dem Programm (Anstoß 20:30 Uhr, im VfB Liveticker).