Ein in vielerlei Hinsicht anstrengendes Jahr neigt sich dem Ende zu, doch die Mannschaft von Pellegrino Matarazzo zeigt aktuell keine Spur der Müdigkeit. Im Gegenteil: Bei den Auswärtssiegen in Bremen und Dortmund präsentierte sich die durchschnittlich nicht einmal 24 Jahre alte Mannschaft mit dem Brustring zuletzt hellwach und drehte richtig auf. Dass seine Spieler zumindest mental nicht überdrehen, sondern mit ihren Füßen fest auf dem Boden bleiben, daran arbeiteten Pellegrino Matarazzo und sein Team in den zwei Tagen zwischen dem Duell in Dortmund und dem Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin.
„Die Momente danach in der Kabine haben wir sicherlich genossen. Es war schon ein besonderes Spiel, eine besondere Leistung und auch ein besonderes Ergebnis“, sagte Pellegrino Matarazzo über den bisher höchsten Saisonsieg am Samstag in Dortmund. Doch auf den Lorbeeren ausruhen will sich keiner und kann man sich aufgrund der Englischen Woche und des nächsten Spiels nur drei Tage später ohnehin nicht: „Wir haben thematisiert, dass wir uns von der Euphorie im Umfeld nicht so sehr leiten lassen, sondern weiter bei unserer stabilen Mitte bleiben wollen. Wir müssen jetzt schnell den Reset-Knopf drücken und brauchen Charakterstärke, um gegen Union zu bestehen. Das heißt, wir müssen mit derselben Schärfe und Intensität auftreten. Es kann ein sehr zähes Spiel werden, weil sie mit sehr viel Herz verteidigen. Wir müssen über unsere Schmerzgrenze gehen“, weiß der VfB Cheftrainer um die Formstärke der punktgleichen Gäste aus dem Berliner Stadtteil Köpenick.
Dass die Eisernen als Tabellensechster nach Bad Cannstatt kommen, ist eine der Überraschungen der bisherigen Saison. „Union macht es hervorragend. Sie verteidigen mit allen Mann, setzen sehr schnell und sehr effektiv Konter und haben nach Ballgewinnen mit die meisten Torschüsse. Zudem sind sie bei Standards sehr gefährlich und haben auch eine Spielstärke entwickelt. Union ist ein sehr kompaktes Team, das sehr gut geführt wird. In der Offensive haben sie auch ohne Max Kruse eine klare Idee und enorme Durchschlagskraft“, fasst Pellegrino Matarazzo die Qualitäten des Gegners zusammen.
Englische Woche vs. „never change a winning team“
Wenn die Begegnung am Dienstagabend (20:30 Uhr) ihre Bundesliga-Premiere feiert, will die Mannschaft mit dem Brustring in ihrem letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres ebenfalls eine Premiere feiern. Als aktuell bestes Auswärtsteam (vier Siege, zwei Unentschieden) will der VfB nun auch zu Hause erstmals in dieser Saison dreifach punkten.
Dafür brauchen der Trainer und sein Team „gerade jetzt in den Englischen Wochen alle Spieler. Viele von ihnen haben zuletzt enorme Schritte gemacht.“ Als Beispiele nennt Pellegrino Matarazzo etwa Tanguy Coulibaly und Borna Sosa, deren gute Entwicklung stellvertretend für die des gesamten Teams steht. Zurückzuführen ist sie laut Cheftrainer auf „ein hohes Engagement und Niveau im Training, Offenheit und regelmäßiges Feedback“. Wichtig sei zum einen, „dass wir da dranbleiben und weiter mit Respekt an jede Aufgabe gehen“. Zum anderen ist der eine oder andere Spieler „leicht angeschlagen oder ein wenig ermüdet und brauch vielleicht eine kleine Pause.“
Wenngleich mit keinen allzu großen Veränderungen seiner Startelf zu rechnen sei, gelte das Prinzip „never change a winning team“ daher in den beiden Englischen Wochen bis Weihnachten nicht uneingeschränkt. Dennoch hat Pellegrino Matarazzo auch bei einer möglichen belastungsbedingten Rotation nicht minder starke Spieler in der Hinterhand. So ist etwa Nicolas Gonzalez, der als Joker bei seinem Comeback in Dortmund gleich mit seinem vierten Saisontor im sechsten Spiel den Schlusspunkt zum 5:1 setzte, „sicherlich eine Option für die Startelf. Nach Problemen am Sprunggelenk kann auch Konstantinos Mavropanos wieder „einwandfrei trainieren und wird zur Verfügung stehen“. Darüber hinaus ist auch Daniel Didavi nach seinem Faserriss in der Hüftmuskulatur „definitiv eine Option“. Derweil ist Waldemar Anton aufgrund muskulärer Probleme im Oberschenkel fraglich und auch Atakan Karazor wird nach Innenbandproblemen erst am Vortag des Duells am Dienstag wieder ins Training einsteigen.