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Profis, 14. Dezember 2021

"Keine Angst vor Herausforderungen"

Vor dem Duell gegen den FC Bayern spricht der von der DFL zum Rookie des Monats gewählte Hiroki Ito über seine Anfangszeit in Stuttgart, seine schnelle Anpassung an die Bundesliga und die Unterschiede zwischen Deutschland und Japan.

Hallo Hiroki, kurzer Sprachen-Check: Welche deutschen Wörter kennst du bereits?

Hiroki: „„Danke“, „Guten Tag“, „Auf Wiedersehen“, „Mannschaft“ und „Wie geht’s“. Also das Wichtigste.“ (lacht)

Kennst du das deutsche Wort „Überraschung“?

Hiroki: „Nein, was bedeutet das?“

Eine Überraschung ist etwas, was nicht vorhersehbar war. Für viele bist du die „Überraschung“ der Saison. Stimmst du zu?

Hiroki: „Ich glaube, da kann ich zustimmen. Hoffentlich ist es im positiven Sinne gemeint.“ (schmunzelt)

Vor einem halben Jahr warst du noch in der zweiten japanischen Liga im Einsatz. Wenn dir damals jemand gesagt hätte, dass du wenige Monate später regelmäßig über 90 Minuten in der Bundesliga spielst – was hättest du geantwortet?

Hiroki: „Ich wäre auf jeden Fall sehr überrascht gewesen. Selbst bei meinem feststehenden Wechsel hätte ich das nicht ahnen können, da ich ja zunächst für die zweite Mannschaft eingeplant war.“

Wie war der Moment für dich, als du vom Interesse des VfB gehört hast?

Hiroki: „Für mich war sofort klar, dass ich den Schritt zum VfB wagen möchte.“

War es für dich schon immer ein Traum, eines Tages in Europa zu spielen?

Hiroki: „Definitiv. Hier gibt es die besten Ligen und die besten Spieler.“

Wie wird die Bundesliga – und vor allem der VfB – in deiner Heimat wahrgenommen?

Hiroki: „Durch die vielen Japaner, die in der Bundesliga und beim VfB spielen und gespielt haben, ist die Liga durchaus bekannt in meiner Heimat. Die Bundesliga hat sich immer als gute Anlaufstation für japanische Fußballer bewährt.“

Hast du dich vor deinem Wechsel mit unserem Kapitän Wataru Endo ausgetauscht?

Hiroki: „Ja, bevor ich zum VfB kam, habe ich mit Wataru gesprochen. Wir haben allerdings sehr wenig über Fußball gesprochen, sondern eher darüber, wie das Leben in Deutschland ist.

Wataru Endo war zu Beginn sicherlich auch eine wichtige Stütze für dich, oder?

Hiroki: „Da Wataru anfangs noch mit der japanischen Auswahl bei Olympia war, habe ich viel Unterstützung von Yusaburo Matsuoka, Torwarttrainer im Nachwuchsbereich des VfB, erhalten. In den ersten Wochen sind wir zum Beispiel zusammen im Supermarkt einkaufen gewesen und haben abends gemeinsam gegessen. Als Wataru dann kam, haben wir oft zu dritt etwas unternommen.“

Wie verlief deine Anfangszeit hier in Stuttgart?

Hiroki: „Am Anfang war die Wohnungssuche etwas schwierig, weshalb ich zunächst noch im Hotel gewohnt habe. Ich habe allerdings sehr viel Unterstützung vom Verein bekommen. Außerdem hat es mich sehr gefreut, dass meine Freundin kurze Zeit später nach Deutschland gekommen ist. Ihr gefällt es hier – das ist auch sehr wichtig.“

Fußballerisch hast du dich in Windeseile an den deutschen Profifußball gewöhnt. Bist du manchmal selbst überrascht, wie schnell das alles ging?

Hiroki: „Ja, aber ich weiß auch, dass mit harter Arbeit vieles möglich ist. Man darf keine Angst vor Herausforderungen haben.“

Inwiefern unterscheidet sich der Fußballalltag in der Bundesliga von dem in der zweiten japanischen Liga?

Hiroki: „Der Fußball in Deutschland ist schneller, körperlicher und intensiver als in Japan. Außerdem ist die Fankultur hier viel größer, was mir sehr gefällt.“

Wie verbringst du abseits des Fußballs gerne deinen Alltag?

Hiroki: „Mein Sofa ist mein Rückzugsort. (lacht) Ich schaue mir Fußballspiele oder japanische Filme an. Und natürlich lerne ich nebenbei auch Englisch und Deutsch.“

Konntest du bereits ein paar Eindrücke von der Stadt Stuttgart gewinnen?

Hiroki: „Go-Asia ist bislang mein Lieblingsort. Das ist ein asiatischer Supermarkt. Spaß beiseite: Ich finde die Innenstadt sehr schön. Schade, dass der Weihnachtsmarkt hier in Stuttgart abgesagt worden ist. Den hätte ich sehr gerne besucht. Ansonsten bin ich aber auch jemand, der es lieber ruhiger hat.“

Welche kulturellen Unterschiede in Bezug auf Japan und Deutschland sind dir bisher besonders aufgefallen?

Hiroki: „Ein großer Unterschied ist die Parksituation. Es war neu für mich, dass hier auch am Straßenrand geparkt wird. In Japan gibt es für jedes Auto einen richtigen Parkplatz oder Parkhäuser.

Zurück zum Fußball und der nächsten Überraschung: Gegen Mainz 05 hast du mit deinem schwächeren rechten Fuß per Traumtor dein erstes Bundesligator erzielt. Beschreibe den Moment.

Hiroki: „Das war ein sehr schöner Moment, bei dem ich mich sehr gefreut habe. Es war ja auch ein wichtiges Tor, das zu einem wichtigen Sieg in einem wichtigen Spiel beigetragen hat. Ich war etwas überrascht, dass ich das Tor aus so einem Winkel mit meinem schwächeren Fuß erzielt habe. Obwohl ich meine letzten beiden Tore in Japan auch mit dem rechten Fuß erzielt habe.

 Deine Performance in der Bundesliga bleibt in deiner Heimat sicherlich nicht unbemerkt. Welche Reaktionen gibt es aus Japan?

Hiroki: „In erster Linie habe ich natürlich viel Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden, die sich alle für mich freuen. Ab und zu wird mein Name auch in den japanischen Medien erwähnt, wenn ich gespielt oder ein Tor erzielt habe. Fabian Bredlow meinte in einer Länderspielpause mal zu mir, warum ich nicht in Japan bei der Nationalmannschaft bin. (lacht)

Gegen Bayern München wartet eine schwere Aufgabe auf euch. Worauf kommt es an?

Hiroki: „Es wird ein ähnliches Spiel wie gegen Dortmund. Bayern hat eine extrem hohe individuelle Qualität. Wir respektieren sie, aber trotzdem versuchen wir, sie zu ärgern.“