Es war wieder einmal kein Spiel für schwache Nerven in Cannstatt. Im Vergleich zum Auswärtsspiel in Mönchengladbach hatte VfB-Coach Michael Wimmer drei Änderungen in der Startelf vorgenommen: Hiroki Ito, Lilian Egloff und Silas starteten für Pascal Stenzel, Luca Pfeiffer und Chris Führich. Neue Räume und Winkel wollten Michael Wimmer und sein Team durch das 4-3-3-Spielsystem bespielen – und einen davon fand Tiago Tomas bereits nach drei Zeigerumdrehungen. Sein perfekt getimtes Zuspiel auf Serhou Guirassy netzte dieser entschlossen zur frühen 1:0-Führung ein. Der Auftakt war geglückt und die Anfangsphase gehörte dem VfB. „Der Start war gut und ganz wichtig für uns. Wir sind wie auch schon gegen Bochum und Bielefeld zu Hause in Führung gegangen. Wir haben den Kampf angenommen und viele Dinge gutgemacht gegen eine starke Hertha. Das Spiel musst du erstmal gewinnen“, sagt VfB-Sportdirektor Sven Mislintat. Nach einer knappen Viertelstunde hatten Silas und Serhou Guirassy das 2:0 auf dem Fuß – verpassten jedoch knapp. Im Gegenzug erzielte die Hertha mit ihrer ersten Torchance den Ausgleich.
Für beide Teams war das 1:1 eigentlich zu wenig, beide drängten im weiteren Spielverlauf der zweiten Hälfte auf den Führungstreffer und verteidigten im Verbund. Herausragend Dinos Mavropanos‘ Rettungstat per Kopf auf der Linie in der 68. Minute. Die Spannung stieg, die Arena kochte. Doch in der 77. Minute hielten die VfB-Fans den Atem an, als ihr Kapitän nach einem Zusammenstoß mit Ivan Sunjic zu Boden ging und minutenlang auf dem Platz behandelt wurde. Auch die VfB-Profis wirken nach den bangen Momenten zunächst mitgenommen, wie auch Torwart Florian Müller nach der Partie eingesteht. Doch das Team schüttelt den Schock ab und drängt noch einmal auf den Sieg in der Nachspielzeit. Erst verpasste Enzo Millot die Führung noch knapp. Doch dann fällt doch das fast schon typische VfB-last-Minute-Tor: Ecke von links, Kopfball, Ekstase. Dinos Mavropanos ist es, der in buchstäblich letzter Sekunde trifft.
Währenddessen wurde Wataru Endo ins Krankenhaus gebracht, wo er mit Verdacht auf Gehirnerschütterung aber glücklicherweise ohne weitere Komplikationen die Nacht verbrachte. Er wird das Krankenhaus im Laufe des Tages verlassen. Zum letzten Spiel vor der Winterpause bei Bayer 04 Leverkusen wird der VfB-Kapitän ausfallen, alles weitere ist von seinem Genesungsverlauf abhängig. „Der Sieg war auch für Wataru, für unsere Nummer drei“, sagt Sven Mislintat. „Die Mannschaft hat nach dem Knockout schneller die Fassung wiedergefunden als ich. Leverkusen ist nun für ihn erstmal unwichtig. Wataru hat es verdient, als Kapitän seiner Mannschaft zur WM zu fahren.“ Die Mannschaft posiert nach dem Sieg ein Jubelbild mit dem Trikot ihres Anführers aus der Kabine. Zum Abschluss sollen nun auch auswärts noch Punkte her.