„Wir wollen auf jeden Fall bis zum Ende durchziehen“, hatte VfB-Cheftrainer Sebastian Hoeneß trotz der bereits sicheren Qualifikation für die Champions League vor dem Spiel beim FC Augsburg am Freitagabend zu verstehen gegeben. Es solle nichts hergeschenkt werden, solange rechnerisch eine noch bessere Platzierung möglich ist. Entsprechend konzentriert gingen die Jungs aus Cannstatt die Aufgabe im bayerischen Teil Schwabens an: Der VfB dominierte das Spiel gegen die Mannschaft von Jess Thorup über fast 90 Minuten, hatte eine Ballbesitzquote von zeitweise an die 80 Prozent und setzte immer wieder Nadelstiche gegen die gut organisierte Augsburger Defensive. Jamie Leweling, Chris Führich und Deniz Undav hatten im ersten Durchgang die Chancen zur Führung für den VfB, ein Tor war der Elf von Sebastian Hoeneß sowie den offiziell 5.500 VfB-Anhängern auf den Tribünen der ausverkauften WWK Arena zunächst jedoch nicht vergönnt.
Nach dem Seitenwechsel ging es dann aber ganz schnell, wenngleich der erlösende Treffer nach 48 Minuten in seiner Entstehung eher untypisch für den VfB in dieser Saison war. Statt Kurzpass-Stafetten durch das Augsburger Mittelfeld brauchte es am Freitagabend einen hohen und weiten Ball von Enzo Millot von der Mittellinie an die Strafraumgrenze, um den Bann zu brechen. Mit Wucht spielte der nach seiner Gelbsperre ins erste Aufgebot zurückgekehrte Mittelfeldakteur die Kugel vom rechten Spielfeldrand in die Spitze, wohlwissend, dass dort Serhou Guirassy als Abnehmer warten würde. Mit einer cleveren Bewegung und einer feinen Ballannahme setzte sich der Stürmer gegen zwei Augsburger Abwehrspieler durch und schob den Ball vorbei an Torhüter Tomas Koubek zum 0:1. „Es war ein sehr, sehr guter Ball von Enzo vor dem 1:0. Serhou kreuzt den Spieler im richtigen Moment und trifft. Es war ein schönes Tor“, sagte Angelo Stiller nach der Partie. Auch Sebastian Hoeneß empfand die Entstehung des Treffers als „überragend“.
Souverän zu Nummer zehn
Auch nach dem 26. Saisontor Serhou Guirassys behielt der VfB in Augsburg das Heft des Handelns in der eigenen Hand. Zwar ging mit fortlaufender Spielzeit weniger Gefahr von der Stuttgarter Offensive aus, dafür stand der Abwehrverbund um Kapitän Waldemar Anton weiterhin stabil. Daran sollte sich auch bis zum Schlusspfiff nichts mehr ändern. „Wir haben einmal mehr Siegermentalität gezeigt, wenn es auch nicht so einfach hier in Augsburg ist. Wir waren geduldig, haben folgerichtig das 1:0 erzielt und dann die Partie souverän zu Ende gespielt“, analysierte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach dem Schlusspfiff.
Der Sieg in Augsburg markiert weitere Meilensteine in dieser denkwürdigen VfB-Saison. Nicht nur, dass die Jungs aus Cannstatt durch den Sieg in der Fuggerstadt bis mindestens Sonntag auf Platz zwei der Bundesligatabelle springen, sie stellten auch noch den gültigen Punkterekord des VfB innerhalb einer Bundesligasaison ein. 70 Punkte hatte der VfB seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel nur in der Spielzeit 2006/2007 geholt. Erstmals hingegen gelangen einer Mannschaft des VfB 22 Saisonsiege. Dass zehn dieser 22 Siege auf fremden Plätzen geholt wurden, ist ebenfalls neuer Vereinsrekord. Klar ist seit Freitagabend auch, dass der VfB die Saison unter den Top 3 beenden wird. „Wir sind sicher Dritter und haben am letzten Spieltag ein ‚Endspiel‘ um den zweiten Platz“, freut sich Sebastian Hoeneß auf das Saisonfinale.