Zwei Tordebüts, eingestellte Rekorde und eingelöste Versprechen – der 3:1-Sieg gegen den FC Bayern München war in vielerlei Hinsicht ein besonderer. Beim ersten Heimerfolg gegen den Rekordmeister seit November 2007 belohnte sich die Elf von Sebastian Hoeneß für einen hungrigen Auftritt und ist nach diesem Wochenende nicht mehr von Platz vier der Bundesligatabelle zu verdrängen.
Nachdem unter der Woche die Champions-League-Qualifikation des VfB durch das erfolgreiche Abschneiden der deutschen Vertreter im Europacup klargemacht wurde, starteten die Cannstatter Jungs mit viel Angriffslust in die Partie gegen Tabellennachbarn. Die Mannschaft von Sebastian Hoeneß hatte im ersten Durchgang deutlich mehr Ballbesitz, schnürte die Gäste zeitweise in ihrer Hälfte ein und tauchte immer wieder aussichtsreich vor dem Tor auf. „Wir waren die aktivere Mannschaft und waren besser in den Zweikämpfen“, so VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth.
Nur Momente nachdem Serhou Guirassy nach einer knappen halben Stunde noch per Volleyschuss am auf der Linie verteidigenden Münchner Eric Dier gescheitert war, setzte Deniz Undav mit einem klugen Heber über die bayerischen Abwehrkette den einlaufenden Leonidas Stergiou in Szene. Der Schweizer schloss an Manuel Neuer vorbei zum verdienten 1:0 ab und erzielte in seinem 17. Pflichtspiel seinen ersten Treffer im Trikot des VfB. „Zuhause gegen Bayern vor so einer unglaublichen Kulisse mein erstes Tor für den VfB zu machen, ist der absolute Wahnsinn. Es war ein super Pass von Deniz. Als ich dann vor dem Tor war, wollte ich ihn einfach nur reinmachen“, freute sich der 22-Jährige. Die zu diesem Zeitpunkt verdiente Führung des VfB hatte in der Folge jedoch nicht lange Bestand, weil Harry Kane wenige Minuten später per Foulelfmeter ausglich. Zwar kam der VfB bis zum Pausenpfiff noch zu zwei guten Chancen, es blieb aber vorerst beim 1:1-Unentschieden. „Die erste Halbzeit war von uns sehr gut. Der Elfmeter gegen uns hat uns kurz den Stecker gezogen, aber ansonsten ist viel aufgegangen, was wir uns heute vorgenommen haben“, fasste Cheftrainer Sebastian Hoeneß nach dem Spiel zusammen.
Joker entscheiden das Spiel und sorgen für weitere Rekorde
Nachdem beide Mannschaften zu Beginn der zweiten Halbzeit noch zu guten Chancen kamen, flachte das Spiel in der Folge etwas ab. Zwar hatte der VfB auch weiterhin mehr Spielanteile als die Elf von Thomas Tuchel, setzte aber nur noch selten Nadelstiche in der Offensive. In der Schlussphase brachte Sebastian Hoeneß Wooyeong Jeong für Chris Führich und Silas für Jamie Leweling – zwei Wechsel, die sich schon kurz darauf als goldrichtig erweisen sollten. Vier Minuten nach seiner Einwechslung fand Silas am zweiten Pfosten den einlaufenden Wooyeong Jeong, der zum 2:1 einnickte. Auch der Südkoreaner traf erstmals für den VfB und durfte mit seinen Teamkollegen wenig später noch einmal jubeln, als diesmal Silas selbst – eingesetzt von Serhou Guirassy - das 3:1 besorgte. Kurz darauf pfiff Schiedsrichter Tobias Welz das Spiel ab. „Wir sind überglücklich über den Sieg. Es war ein tolles Spiel für uns und gewissermaßen eine kleine Krönung dieser Saison“, so VfB-Torhüter Alexander Nübel.
Spätestens Silas‘ Treffer entfachte eine pulsierende Atmosphäre in der ausverkauften MHP Arena. Sebastian Hoeneß kam nach dem umjubelten Abpfiff den lautstarken Aufforderungen der Zuschauer nach und löste sein vor der Winterpause gegebenes Versprechen ein: Vom Zaun der Cannstatter Kurve aus dankte der VfB-Cheftrainer den Fans für ihre bedingungslose Unterstützung in den letzten Monaten. „Ich möchte mich im Namen der Mannschaft für das bedanken, was wir in dieser Saison erleben durften. Das ist unbeschreiblich.“ Dem schloss sich auch Fabian Wohlgemuth an: „Die Resonanz der Fans auf den Einzug in die Champions League und wie sie uns durch die Saison getragen haben, ist sensationell.“
Bereits zum 15. Mal in der laufenden Spielzeit erzielten die Jungs aus Cannstatt beim Erfolg gegen den FC Bayern drei oder mehr Tore in einer Partie und sorgten damit für einen neuen Clubrekord. In allen bisherigen 14 Spielen waren entweder Serhou Guirassy oder Deniz Undav als Torschützen erfolgreich, diesmal trugen beide durch starke Vorlagen zum Teamerfolg bei. VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth freute sich nach dem Spiel für die beiden Tordebütanten Leonidas Stergiou und Wooyeong Jeong sowie für Silas, der erstmals seit dem 3:0-Sieg in Berlin am achten Spieltag wieder traf: „Es zeigt, wie breit unser Kader über die Saison war und wie bereit alle waren, ihren Teil zum Erfolg beizutragen. Der Sieg ist hochverdient.“
Durch den 21. Saisonsieg hat der VfB seinen eigenen Bundesligarekord aus den beiden Meistersaisons 1991/1992 und 2006/2007 eingestellt. Außerdem feierte man erstmals seit 2008/2009 wieder zwölf Heimsiege in einer Saison. Laut Datendienstleister OptaFranz ist der VfB darüber hinaus der erste Club in der Bundesligageschichte, der sich innerhalb von zwei Saisons um 34 Punkte verbessern konnte.
Öffentliches Training
Am Sonntag und Montag hat die Mannschaft trainingsfrei. Am Dienstag findet ab 15 Uhr eine öffentliche Trainingseinheit am Clubzentrum statt.