Von außen haben viele Vorzeichen vor der Freitagabend-Partie für den VfB gesprochen: zu Hause ungeschlagen, starker Serhou Guirassy, Tabellenvorletzter mit einem Punkt zu Gast in Cannstatt und eine über Wochen geschlossene Mannschaftsleistung. VfB-Cheftrainer Sebastian Hoeneß warnte jedoch vor einem guten Gegner, der „kompakt verteidigt und wenig zulässt“. Und das Gefühl des Cheftrainers bestätigte sich von Beginn an. Der VfB fand zwar gut ins Spiel, entwickelte jedoch durch das kompakte Agieren der Gäste zunächst wenig Torgefahr. „Es war schwierig und intensiv. Darmstadt hat uns vor Aufgaben gestellt, wir mussten hellwach sein“, so Chris Führich. So galt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, von der ersten bis zur letzten Minute – unabhängig vom Spielverlauf. „Es war ein doppelter Charaktertest“, sagte VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. „Für alle Außenstehenden war die Ausgangslage vor Spielbeginn klar, wir lagen jedoch zunächst zurück.“
Rückstand
Der VfB war von Beginn an das spielbestimmende Team (58 Prozent Ballbesitz), das Dominanz und Spielfreude ausstrahlte. Darmstadt verteidigte in der ersten Halbzeit tief und machte es dem VfB schwer, bespielbare Fläche im letzten Angriffsdrittel zu finden. Statt des eigenen Führungstreffers (Kopfballchance Dan-Axel Zagadou, 2‘) geriet der VfB durch ein unglückliches Eigentor überraschend in Rückstand. „Es gab heute Phasen, in denen wir leiden mussten“, so Pascal Stenzel. „Das macht uns derzeit aus, dass wir solche Phasen aushalten, nach dem Gegentor ruhig geblieben sind und weitergemacht haben.“ So ließ sich der VfB nicht aus dem Konzept bringen und hielt an seinem Matchplan fest.
Reaktion
Der VfB schüttelte sich nach dem überraschenden Gegentreffer und fand direkt wieder in die Spur. Nur fünf Minuten später egalisierte Enzo Millot, nach Vorarbeit von Serhou Guirassy, die Partie. Nach einer halben Stunde war es dann Serhou Guirassy selbst, der den VfB durch seinen Kracher aus 17 Metern auf die Siegerstraße zurückführte. „Wir haben nach dem Gegentreffer eine richtig gute Reaktion gezeigt. Wir sind ruhig und bei unserem Plan geblieben und haben dann wieder eine enorme Effizienz an den Tag gelegt, die das Spiel gedreht hat“, sagte Sebastian Hoeneß. „Ende der ersten Halbzeit hatten wir mit die beste Phase. Wir haben das Spiel kontrolliert, haben kombiniert und Bälle zurückgewonnen, die verloren gegangen sind. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel beim Stand von 2:1 etwas offener, der Gegner risikofreudiger. Neben Serhou Guirassy, möchte ich auch meine beiden Sechser hervorheben, Angelo Stiller und Atakan Karazor, die über ein enormes Laufpensum die Lücken gestopft haben.“
Effektivität
Zwar hätte der VfB das Spiel in der zweiten Hälfte früher entscheiden können, machte es dann jedoch durch die vergebenen Chancen von Enzo Millot, Pascal Stenzel, Serhou Guirassy, Silas und dem eingewechselten Deniz Undav unnötig spannend. Am Ende war es der VfB-Topscorer, der die letzte Darmstädter Hoffnung in der Nachspielzeit im Keim erstickte. „Was Serhou aktuell macht, ist natürlich unglaublich“, so Fabian Wohlgemuth. „Er verliert jedoch nicht die Bodenhaftung, ist ein Vorbild an Mannschaftsdienlichkeit und bereitet selbst Tore vor. Wir hoffen, dass er seinen Lauf beibehält und freuen uns, dass er da ist.“ Mit zehn Toren aus fünf Partien sicherte er dem VfB am Ende des Tages die Tabellenführung – zumindest für eine Nacht.
Teamarbeit
Unter dem Strich steht einmal mehr eine geschlossene Mannschaftsleistung. Der VfB absolvierte mehr Sprints als der Gegner (240:225), strahlte Spielfreude aus (641:459 Pässe) und erzielte aus 18 Torschüssen vier Treffer. Darmstadt verzeichnete lediglich drei Torversuche. Ein Resultat, das jedoch kein Anlass zur Überheblichkeit ist. „Wir können es heute genießen. Wenn wir in der Kabine unter uns sind, kann es jedoch jeder gut einordnen. Ich kann für jeden in der Mannschaft sprechen, dass wir jetzt keinen Höhenflug bekommen, sondern einfach weiterarbeiten“, sagte Pascal Stenzel. Fabian Wohlgemuth ergänzte: „Wir haben jetzt zwölf Punkte. Kein Anlass, unsere Ziele zu korrigieren. Es kommen noch weitere 29 Spieltage, in denen wir diese Dynamik beibehalten wollen.“
Zu den Highlights, Re-Lives, den Stimmen nach der Partie und zur Pressekonferenz auf VfB-TV: