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Profis, 1. März 2024

Wie geht’s? - Heute mit Christian Träsch

In seiner Profikarriere bestritt Christian Träsch (36) 207 Bundesliga- und 35 Zweitligaspiele für den VfB, den morgigen Gegner VfL Wolfsburg und den FC Ingolstadt. Heute spielt der zehnfache Nationalspieler in seiner Heimatstadt Ingolstadt in der Kreisliga. Im Interview schaut er auf seine Karriere zurück und erzählt von seinen Zukunftsplänen.

Hallo Christian. Am Wochenende treffen mit dem VfB und dem VfL Wolfsburg zwei deiner Ex-Clubs aufeinander. Wie verfolgst du diese für dich besonderen Spiele?

Christian Träsch: „Ich verfolge die Bundesliga ohnehin ziemlich genau, aber meine ehemaligen Clubs noch mehr als die anderen. Ich schaue die Spiele, auch das am Samstag, mit meiner Tochter an. Mit alten Weggefährten komme ich im Vorfeld so einer Partie auch immer wieder ins Gespräch, wobei die Anzahl der aktiven Spieler, die ich noch von früher kenne, mittlerweile überschaubar ist. Beim VfL sind das Koen Casteels und Max Arnold, beim VfB reichen die Kontakte mittlerweile eher hinter die Kulissen, etwa zu Christian Gentner oder Zeugwart Michael Meusch,“

Du hast beim VfL eine der erfolgreichsten Jahre der Clubgeschichte mitgeprägt und im Jahr 2015 den DFB-Pokal sowie den Supercup gewonnen. Wie blickst du auf den damaligen Sommer zurück?

Christian Träsch: „Es war immer mein Ziel, einen Titel zu gewinnen. Die Erfolge waren auch deshalb besonders, weil es in Deutschland allgemein schwierig ist, bei der Konkurrenz von Bayern München, dem BVB oder mittlerweile auch RB Leipzig, einen Titel zu gewinnen. Insofern war die ganze Saison mit der Vizemeisterschaft und den beiden Titeln sehr besonders für mich und das Team.“

Nach deiner Zeit in Wolfsburg bist du zunächst in deine Heimatstadt Ingolstadt zurückgekehrt, hast dich später aber trotzdem noch einmal für ein Abenteuer entschieden und bist mit deiner Familie für eine Weile nach Dubai gezogen. Was waren deine Beweggründe für diese beiden Entscheidungen?

Christian Träsch: „Zur Zeit meines Wechsels war der FC Ingolstadt gerade aus der Bundesliga abgestiegen, dementsprechend war es mein Traum, mit dem Club den Wiederaufstieg zu schaffen. Leider habe ich mir aber mein Kreuzband gerissen und wir sind in die dritte Liga abgestiegen. Das hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Sportlich war der Wechsel nicht gerade meine beste, aus privater Sicht aber meine beste Entscheidung. Meine Eltern, Schwiegereltern und Großeltern waren bei allen Heimspielen im Stadion und haben diese zu echten Familienevents gemacht. Weil ich nach dem Wechsel nochmal etwas ganz anderes erleben wollte, aber wir als Familie einen Mehrwert aus der Zeit ziehen wollten, kam der Wechsel nach Dubai zustande. Nach dem Beginn der Corona-Pandemie und dem Stopp des Spielbetriebs habe ich schon kurz nach unserem Umzug nach Dubai meine Profikarriere beendet, wir sind aber trotzdem noch eine Weile dort geblieben und haben schöne Erfahrungen gesammelt.“

Nach dem Ende deiner Profikarriere bist du mit mittlerweile 36 Jahren in der Kreisliga Donau/Isar beim FC Gerolfing am Ball. Was war für dich der ausschlaggebende Grund, diesen Schritt zu gehen?

Christian Träsch: „Mein bester Kumpel aus Kindheitstagen hat anfangs noch in der Mannschaft gespielt und seinen Anteil daran, dass ich zum Verein gekommen bin. Ich habe einfach immer noch großen Spaß am Fußball. Wir trainieren zweimal pro Woche, spielen am Sonntag und ich kann den Weg zum Trainingsplatz entspannt mit dem Rad zurücklegen. Man merkt vor allem den jungen Spielern in der Mannschaft an, dass sie motiviert sind. Die volle Distanz über 90 Minuten schaffe ich noch relativ locker, ich bin noch ziemlich fit und habe zum Glück auch keine Beschwerden wegen meiner früheren Knieverletzung. Daher habe ich nach wie vor Spaß daran.“

Siehst du deine fußballerische Zukunft auch im Amateur- oder wieder im Profibereich?

Christian Träsch: „Als Spieler wird es für mich nicht mehr über die Kreisliga hinausgehen. Eigentlich war mein ursprünglicher Plan, meine Trainerscheine zu machen und im Jugendbereich tätig zu sein. Allerdings habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich wirklich schon ins Fußballgeschäft zurückkehren will und bin mit meiner Familie zu dem Schluss gekommen, dass wir lieber unsere gemeinsame Zeit genießen wollen. Meine beiden Töchter sind jetzt zehn und sieben Jahre alt und ein Traineramt im NLZ ist ein Vollzeitjob. Da ist mir die Zeit mit den Kindern zu wertvoll. Nach der Schule mit den Kindern zu spielen oder als Familie zu verreisen, bedeutet Luxus für mich.“

In einem Interview hast du einmal von einer Wette mit deinem früheren Internatskumpel Julian Nagelsmann erzählt, wonach du ihm ein Auto schenken würdest, wenn er als Trainer bis 2032 die Champions League gewinnt. Gilt die Wette auch für einen EM-Titel?

Christian Träsch: „Vielleicht hätte Julian das im Anschluss gerne so, aber die Regeln sind klar festgelegt und es gibt keine Klausel (lacht). Als er mit RB Leipzig 2020 das Halbfinale erreicht hat, habe ich zugegebenermaßen etwas gezittert. Ich hoffe aber natürlich trotzdem, dass wir Europameister werden und Julian den Titel holt. Dann kann er auch in den nächsten Jahren Bundestrainer bleiben. Das wäre schön für Deutschland und vor allem für mich (lacht).

Über Christian Träsch

Christian Träsch (* 1. September 1987 in Ingolstadt) absolvierte in seiner Profikarriere 207 Bundesligaspiele für den VfB und den VfL Wolfsburg (fünf Tore) und bestritt außerdem 35 Zweitligaspiele für den FC Ingolstadt (ein Tor) sowie zehn Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft. Mit den „Wölfen“ gewann Christian Träsch 2015 den DFB-Pokal sowie den Supercup. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Ingolstadt, wo er aktuell noch in der Kreisliga aktiv ist. Außerdem läuft der 36-Jährige für die VfB-Traditionsmannschaft auf.