Titelverteidiger und Seriensieger
Am 1. Juni schlug Real Madrid Borussia Dortmund in einem spannenden UEFA Champions-League-Endspiel im Londoner Wembley-Stadion mit 2:0. Für die Madrilenen war der Triumph in der englischen Hauptstadt gleichbedeutend mit dem 15. Titel im wichtigsten europäischen Club-Wettbewerb. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren manifestierten die „Königlichen“ ihre Vormachtstellung im europäischen Vereinsfußball: Sechsmal gewann Real seit der Saison 2013/2014 die Champions League, drei weitere Male ging es in dieser Zeit bis ins Halbfinale. Die vergangene Champions-League-Saison beendeten die Madrilenen als erstes Team überhaupt ohne Niederlage. Schon im Vorgängerwettbewerb der Champions League, dem Europapokal der Landesmeister, gehörte Real Madrid zur Stammbesetzung und sicherte sich bei den ersten fünf Austragungen zwischen 1956 und 1960 immer den Titel.
Einen dieser fünf Triumphe feierten die zu dieser Zeit wegen Weltklassespielern wie Ferenc Puskas, Alfredo di Stefano und Francisco Gento „weißes Ballett“ getauften Madrilenen im Jahr 1959 in Stuttgart, als man im Neckarstadion Stade Reims schlug (2:0). Vier weitere Siege des Europapokals der Landesmeister bzw. der Champions League (ab 1991) gewann Real zwischen 1965/1966 und 2001/2002. Seit der Finalniederlage in der Saison 1980/1981 (0:1 gegen den FC Liverpool) ist Real Madrid in Endspielen der Königsklasse unbesiegt (neun Teilnahmen).
Doch nicht nur in der Champions League ist Real Madrid das Maß aller Dinge. Auch national sind die 1902 gegründeten „Königlichen“ Rekordmeister und weisen seit diesem Sommer 36 Meistertitel auf. Die erfolgreichste Ära prägte Trainer Miguel Muñoz in den 1960er-Jahren. Zwischen 1961 und 1972 gewannen die Madrilenen neun Meisterschaften.
Legendäre Heimstätte
Im Jahr 1957 gewann Real Madrid die zweite Auflage des Europapokals der Landesmeister gegen die AC Florenz – und spielte dabei zum bislang einzigen Mal in einem europäischen Endspiel im eigenen Stadion (ausgenommen Finals, die in Hin- und Rückspielen ausgetragen wurden). 124.000 Zuschauer sahen damals die Partie, die 2:0 für die Spanier endete.
Schon damals hieß die Heimspielstätte der Madrilenen Estadio Santiago Bernabéu. Ihr Namenspate, eine der wohl bedeutendsten Figuren in der schillernden Geschichte der „Königlichen“, leitete zwischen 1943 und 1978 als Präsident die Geschicke des Vereins. Santiago Bernabéu (*1895) war bereits als 17-jähriger Teil der ersten Mannschaft und wenig später Mannschaftskapitän. Nach dem Ende der aktiven Karriere folgten Anstellungen in verschiedenen Positionen im Verein, ehe er 1943 die Präsidentschaft des Hauptstadtclubs übernahm. Seine Vision, Real Madrid zum größten Club in Europa zu machen, sah unter anderem den Bau eines großen Stadions mithilfe von Fan-Spenden vor. Zunächst im Jahr 1947 als Nuevo Estadio Chamartin mit 75.000 Zuschauerplätzen erbaut (benannt nach dem heimischen Stadtbezirk Chamartin), wurde das Stadion schon im Jahr 1954 auf eine Kapazität von 125.000 erweitert und bereits ein Jahr später nach dem amtierenden Präsidenten benannt.
Santiago Bernabéu starb im Jahr 1978. Während seiner 35-jährigen Präsidentschaft feierte er unter anderem 16 Meisterschaften, fünf Siege im Europapokal der Pokalsieger und sechs Triumphe im spanischen Pokal mit Real Madrid.
In den vergangenen Jahrzehnten folgten weitere Umbauten am Fußballtempel im Herzen der spanischen Hauptstadt. Mal wurde das Stadion verkleinert, mal wieder ausgebaut. Nach der endgültigen Fertigstellung des letzten Umbaus im Jahr 2023 fasst das Estadio Santiago Bernabéu 81.044 Zuschauer und verfügt nicht nur über das erste komplett schließbare Stadiondach in Spanien, sondern auch über ein ausfahrbares Rasensystem, mehrere Tiefgaragen sowie eine 360-Grad-Videowand.
Real-Cheftrainer Carlo Ancelotti:
Die Tatsache, dass der VfB Stuttgart morgen hier zu Gast ist, bedeutet, dass Sebastian Hoeneß einen großartigen Job macht. Stuttgart ist ein sehr gut organisiertes Team. Ich erwarte ein unterhaltsames Spiel.
Rückkehrer und viel Erfahrung
Zuletzt hatte Real mit vielen Verletzungen zu kämpfen. So fehlten in Éder Militão, David Alaba, Jesús Vallejo, Ferland Mendy (alle Abwehrspieler), Aurélien Tchouaméni, Eduardo Camavinga, Dani Ceballos und Jude Bellingham (alle Mittelfeldspieler) gleich acht Akteure. Mit Éder Militão, Jesús Vallejo, Ferland Mendy, Aurélien Tchouaméni und Jude Bellingham kehren allerdings davon gleich fünf in den Spieltagskader für die Partie gegen den VfB zurück.
So oder so wird Cheftrainer Carlo Ancelotti, der als Spieler zwei- und als Trainer fünfmal die Champions League gewann, eine starke Elf aufbieten können. Neuzugang Kylian Mbappé, Vinicius Jr., Torhüter Thibaut Courtois, die beiden Talente Arda Güler und Endrick und nicht zuletzt Antonio Rüdiger, der zwischen 2011 und 2015 für den VfB auflief, sind nur einige Namen auf der Kaderliste der „Königlichen“.
Hinzu kommen einige Spieler, die am sportlich herausragenden vergangenen Jahrzehnt maßgeblichen Anteil haben: Dani Carvajal (32 Jahre, 422 Pflichtspiele) und Lucas Vázquez (33 Jahre, 354 Pflichtspiele) laufen bereits seit dem Jugendalter im weißen Trikot der Madrilenen auf und gehören seit 2013 bzw. 2015 zum Profikader.
Bereits 2012 kam Luka Modric von Tottenham Hotspur in die spanische Hauptstadt. Der zentrale Mittelfeldspieler verpasste in den vergangenen sechs Spielzeiten lediglich 20 Pflichtspiele. Der mittlerweile 39-Jährige, der sich seinen Geburtstag am 9. September mit dem VfB teilt, sammelte über Jahre unzählige Titel mit Real Madrid: Sechs Champions-League-Siege, vier spanische Meisterschaften, vier Club-Weltmeisterschaften, zwei spanische Pokalsiege sowie je fünf Siege im UEFA Supercup und dem spanischen Supercup stehen für den kroatischen Vizeweltmeister und Weltfußballer von 2018 zu Buche. Mittlerweile führt er Real als Kapitän an und blickt auf 539 Spiele (39 Tore und 86 Vorlagen) im Trikot der Königlichen zurück.
Deutsche Spieler bei Real Madrid
Über die Jahrzehnte streiften auch zahlreiche deutsche Spieler das wohl berühmteste Trikot der Fußballwelt über. Aktuell spielt in Antonio Rüdiger ein deutscher Nationalspieler für die Mannschaft von Carlo Ancelotti, erst im Sommer beendete Toni Kroos nach zehn Jahren in der spanischen Hauptstadt seine Karriere. Mit 456 Einsätzen für Real Madrid ist er der deutsche Spieler mit den meisten Einsätzen für die „Königlichen“.
Der einzige Profi, der jemals aus Cannstatt nach Madrid wechselte, war Sami Khedira im Jahr 2010. Er spielte bis 2015 für Real und damit zwei Jahre länger als Mesut Özil, der im gleichen Sommer wie Sami Khedira gewechselt war. Ádám Szalai, der zwischen 2004 und 2007 für die U19 und U21 des VfB auflief, wechselte von Stuttgart zur zweiten Mannschaft Reals, kam aber nie für die Profis zum Einsatz.
Weitere deutsche Spieler in Diensten des spanischen Rekordmeisters waren Christoph Metzelder (2007-2010), Bodo Ilgner (1996-2001), Bernd Schuster (1988-1990), Uli Stielike (1977-1985), Paul Breitner (1974-1977), Günter Netzer (1973-1976) und Pionier Walter Rositzky (1913-1914). Letzterer war in seinem Jahr bei Real Madrid Teamkollege vom späteren langjährigen Präsidenten Santiago Bernabeu.