Auch wenn der Berner Sport Club Young Boys (kurz „YB“) in der Rangliste der Schweizer Rekordmeister mit 17 Titeln „nur“ den geteilten dritten Platz belegt, ist der Hauptstadtclub in den vergangenen Jahren das Maß aller Dinge in der Super League. Seit der Saison 2017/2018 gingen sechs der sieben Meisterschaften an YB, nur in der Spielzeit 2021/2022 landete man hinter dem FC Zürich und dem FC Basel auf Rang drei. Rekordmeister der Schweizer Liga ist der Grasshopper Club Zürich mit 27 Meistertiteln (letztmals Meister in der Saison 2002/2003), gefolgt vom FC Basel (20), der von 2003/2004 und 2016/2017 elf Titel einfuhr. Zusammen mit Servette Genf liegt YB, das seit der Spielzeit 1933/1934 nur zwei Saisons in der zweiten Spielklasse verbrachte, auf dem dritten Rang (je 17 Titel).
Die erfolgreiche Ära der vergangenen Jahre prägten zwei in der Bundesliga bestens bekannte Trainer entscheidend mit. Nach dem Gewinn der Meisterschaft 2017/2018, der ersten für YB seit 1986, wechselte ihr Erfolgstrainer Adi Hütter (mittlerweile AS Monaco) zu Eintracht Frankfurt und später zu Borussia Mönchengladbach. Sein Nachfolger wurde Gerardo Seoane, der die anschließenden drei Meisterschaften gewann, ehe ihn sein Weg über Leverkusen ebenfalls nach Gladbach führte, wo er derzeit Cheftrainer ist.
Wieder in der Spur
Bis zum siebten Super League-Spieltag dauerte es zu Beginn der laufenden Saison, ehe YB den ersten Saisonsieg (4:1 gegen den FC Winterthur) einfuhr. In den ersten sechs Spielen hatte man dreimal remis gespielt und dreimal verloren. Es sollte der einzige Ligasieg des im Sommer verpflichteten Cheftrainers Patrick Rahmen bleiben, der nach zwei weiteren Niederlagen den Club verlassen musste und von Joel Magnin ersetzt wurde. Der hatte die Berner im Sommer – ebenfalls als Interimstrainer – zur 17. Meisterschaft geführt und war anschließend zurück in die U21 gewechselt.
Seit seiner erneuten Amtsübernahme am 8. Oktober gab es vier Siege, zwei Remis sowie zwei Niederlagen in acht Ligaspielen. Mit 20 Punkten aus 17 Spielen belegt YB aktuell den neunten Rang im unteren Drittel der Super League-Tabelle, musste nach dem Aufschwung und zuletzt fünf Ligaspielen ohne Niederlage am vergangenen Wochenende aber einen Dämpfer hinnehmen: Gegen den FC Sion gab es ein 1:3. Cheftrainer Joel Magnin ist sich vor dem UEFA Champions League-Auswärtsspiel in Stuttgart dennoch sicher, dass sein Team ein anderes Gesicht zeigen wird: „Die Mannschaft weiß, dass sie am Wochenende nicht das gezeigt hat, was sie kann. Wir müssen uns steigern, um zu punkten“, sagte Joel Magnin.
Dauergast auf europäischer Bühne
Die Berner nehmen in dieser Spielzeit zum zehnten Mal seit der Saison 2012/2013 an einem der zwei großen europäischen Clubwettbewerbe teil. In dieser Saison ist YB zum insgesamt neunten Mal in der UEFA Champions League dabei (davon fünf Teilnahmen am Europapokal der Landesmeister inkl. Halbfinaleinzug in der Saison 1958/1959), der Sprung ins Achtelfinale gelang seit der Reformation des Wettbewerbs im Jahr 1991 allerdings noch nie. In der vergangenen Saison „retteten“ sich die Schweizer als Drittplatzierter ihrer Gruppe in die UEFA Europa League, wo man jedoch gegen Sporting Lissabon (2:4 nach Hin- und Rückspiel) ausschied.
Im laufenden Wettbewerb war YB noch kein Punktgewinn vergönnt. Cheftrainer Joel Magnin gibt sich vor dem Gastspiel in Stuttgart dennoch kämpferisch: „Wir wissen, dass es eine große Herausforderung wird. Stuttgart spielt sehr intensiv und hat Top-Spieler in der Offensive. Aber ich nehme die Mannschaft als konzentriert wahr und wir freuen uns auf den Auftritt in der Arena.“ Rund 3.500 Fans werden den Schweizer Meister begleiten – Vereinsrekord bei einem Spiel auf internationaler Ebene. „Unser Ziel ist es, ein gutes Resultat zu erzielen. Wir wollen dabei auch die Schweiz repräsentieren“, sagte Joel Magnin.