Ein junger Trainer soll’s richten
Die Neubesetzung der Cheftrainer-Position beim FC Bayern war eines der großen Themen des vergangenen Fußballsommers. Nach knapp anderthalb Jahren trennten sich Thomas Tuchel und der Rekordmeister zum Ende der Saison. Die Wahl auf den neuen Boss an der Seitenlinie fiel letztlich auf den Belgier Vincent Kompany, ein bekanntes Gesicht im europäischen Fußball. Als aktiver Spieler war der ehemalige Innenverteidiger zunächst für seinen Jugendclub RSC Anderlecht am Ball. Nach fünf Jahren in der Profimannschaft des RSC – inklusive zwei belgischen Meisterschaften – führte ihn sein Weg für zwei Jahre zum Hamburger SV, ehe 2008 der Wechsel zu Manchester City folgte. Nach Platz zehn in seiner ersten Premier-League-Saison landete Vincent Kompany mit den Nordengländern bis zu seinem Abschied im Jahr 2019 nie wieder außerhalb der Top Fünf und feierte zwischen 2011 und 2019 vier Meisterschaften, zwei FA-Cup-Triumphe, zwei Superpokal- und vier Ligapokalsiege.
Kurz nach seiner Rückkehr zum RSC Anderlecht im Sommer 2019 übernahm er dort interimistisch für einige Wochen den Cheftrainer-Posten. Der heute 38-Jährige fand offenbar Gefallen an der neuen Aufgabe und entschied sich im Sommer 2020 zur Beendigung seiner aktiven Karriere. In 90 Pflichtspielen an der Seitenlinie des belgischen Rekordmeisters empfahl sich Vincent Kompany in der Folge für weitere Aufgaben und wechselte 2022 zum gerade in die zweite englische Liga abgestiegenen FC Burnley. Mit den „Clarets“ gelang durch den klaren Gewinn der Meisterschaft der direkte Wiederaufstieg in die Premier League, überhaupt wiesen zuvor nur drei Mannschaften eine bessere Punkteausbeute auf als der FC Burnley in der Spielzeit 2022/2023.
Obwohl der FC Burnley seinen Gegnern in der vergangenen Spielzeit häufig unterlegen war und am Ende als Vorletzter wieder in die Zweitklassigkeit abstieg, machte der Cheftrainer vieles richtig und darf sich nun beim deutschen Rekordmeister beweisen.
Saisonstart nach Maß – oder doch nicht?
Die Bayern starteten mit viel Dampf in die neue Spielzeit. Nach einigermaßen knappen Ergebnissen zum Bundesligastart in Wolfsburg (3:2) und gegen den SC Freiburg (2:0) brannte man in den folgenden drei Spielen gegen Holstein Kiel (6:1), Dinamo Zagreb (9:2, Champions League) und Werder Bremen (5:0) regelrechte Feuerwerke ab. Die Tor- und Punkteausbeute der vergangenen drei Spiele war beim FC Bayern jedoch nicht mehr ganz so furios wie zunächst: Nach einem Remis gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen (1:1) setzte es beim 0:1 gegen Aston Villa im englischen Birmingham die erste Niederlage der Saison. Auch im folgenden Bundesligaspiel in Frankfurt, wo der FCB mehrmals und über lange Phasen in Führung lag, sprang am Ende kein Sieg heraus (3:3).
Dennoch steht der FC Bayern nach sechs Spieltagen an der Spitze der Bundesligatabelle. Zwar rangiert man dort punktgleich mit RB Leipzig, doch die Kompany-Elf weist das deutlich bessere Torverhältnis auf. Hinzu kommt, dass es der FCB mit Eintracht Frankfurt (3. Platz), dem SC Freiburg (4.) und Bayer Leverkusen (5.) bereits mit drei Teams der aktuellen Top-Fünf zu tun bekam.
Die Neuen brauchen noch Anlaufzeit
Auch abseits der Trainerposition tat sich beim FC Bayern personell einiges. So verabschiedete man sowohl Innenverteidiger Matthijs de Ligt als auch Außenverteidiger Noussair Mazraoui in Richtung Manchester United, wo beide künftig wieder mit ihrem ehemaligen Trainer Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) zusammenarbeiten. Auch Bouna Sarr und Eric-Maxim Choupo-Moting verließen den FC Bayern nach ihrem Vertragsende. Beide sind aktuell vereinslos. Indes wechselte Malik Tillman fest zur PSV Eindhoven, der der 22-jährige Deutsch-Amerikaner bereits in der vergangenen Spielzeit leihweise angehört hatte. Bryan Zaragoza, der im Winter vom FC Granada nach München wechselte, wurde wieder in seine spanische Heimat zu CA Osasuna verliehen.
Neu hinzu kamen neben dem ehemaligen VfBler Hiroki Ito auch der portugiesische Mittelfeldspieler Joao Palinha (FC Fulham) sowie der Franzose Michael Olise (Crystal Palace), der als Teamkollege von Enzo Millot die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in Paris gewann. Während Michael Olise bereits sechs Tore und drei Vorlagen in neun Pflichtspielen beisteuerte und einen mustergültigen Einstand hinlegte, sind die anderen beiden Neuzugänge noch nicht richtig angekommen. Bei Hiroki Ito ist das auf einen Mittelfußbruch zurückzuführen, den er sich in der Saisonvorbereitung zuzog. Mittlerweile ist der Japaner ins Teamtraining zurückgekehrt, ein Einsatz am Samstagabend dürfte aber noch zu früh kommen. Anders stellt sich die Sache bei Joao Palinha dar: Er sollte eigentlich bereits im Sommer 2023 kurz vor dem Ende des Transferfensters nach München wechseln und hatte sogar schon seinen Medizincheck absolviert. Doch der Transfer mit dem FC Fulham platzte und musste auf den Sommer 2024 verschoben werden. Zum Leidwesen Joao Palinhas spielte sich seither jedoch Aleksandar Pavlovic in die erste Elf des FC Bayern, sodass Joao Palinha erst auf 127 Minuten in vier Einsätzen kommt.