Von Beginn an erfolgreich
1897 von 13 Schülern als Sport-Club Juventus (lateinisch für Jugend) gegründet, feierte der Turiner Verein bereits 1905 seine erste italienische Meisterschaft, konnte danach aber zunächst nicht an diese frühen Erfolge anknüpfen. In den 1920er-Jahren veränderten sich durch den Einstieg des Sponsors Edoardo Agnelli, dessen Familie den in Turin ansässigen Automobilhersteller Fiat gründete, die finanziellen Gefüge von Juventus Turin und des gesamten italienischen Fußballs. Bis diesen Sommer war der Mutterkonzern Stellantis (u.a. mit den Marken Fiat und Jeep) als Partner von „Juve“ tätig, in Andrea Agnelli fungierte darüber hinaus bis Ende 2022 ein Nachkomme der Fiat-Gründer als Clubpräsident. Dass der langjährige Partner sich nun im Sommer zurückzog, könnte eine Zensur in der Geschichte des italienischen Rekordmeisters bedeuten.
Die Geburtsstunde der „Alten Dame“
Nach dem Einstieg der Agnellis und dem Vorstoßen in neue finanzielle Sphären sicherte sich Juventus Turin in den frühen 1930er-Jahren zunächst die Vormachtstellung im italienischen Fußball, büßte diese in den Jahren danach aber schnell wieder ein. In den 1940ern war Juventus gar nur zweitstärkste Kraft in Turin, als der AC Turin (heute FC Turin) fünf Titel in folgte holte. Juve selbst war es jedoch, das diese Serie mit dem achten Titel im Jahr 1950 beendete. Etwa in dieser Zeit erhielten die „Weiß-Schwarzen“ auch ihren zweiten Beinamen „La vecchia signora“ („die alte Dame“), weil die Trikots beim Laufen einen Buckel auf dem Rücken formten.
Höhepunkte und Tiefpunkte der Vereinsgeschichte
Bis man im Mai 1985 erstmals den Europapokal der Landesmeister gewann, sammelte Juventus Turin noch 13 weitere Meistertitel. Der bis dahin größte Erfolg der Clubgeschichte ist jedoch untrennbar mit der „Katastrophe von Heysel“ verbunden: Infolge gegenseitiger Provokationen zwischen Anhängern der Turiner und dem Finalgegner FC Liverpool kam es noch vor dem Anpfiff des Endspiels in Brüssel zu einer Massenpanik, bei der 39 Menschen ums Leben kamen. Juventus gewann das umstrittene Finale mit 1:0. Im Jahr 1996 gewann man die Champions League zum zweiten und bislang letzten Mal (im Finale 5:3 n.E. gegen Ajax Amsterdam).
Anfang der 2000er-Jahre sorgte Juventus Turin erneut im negativen Sinne für Aufsehen im europäischen Fußball. Im Jahr 2006 wurde bekannt, dass mehrere italienische Topclubs, darunter neben den Turinern auch die AC Mailand, die AC Florenz und Lazio Rom, in den Jahren zuvor in Spielmanipulationen involviert waren. Der italienische Fußballverband verhängte in der Folge drastische Strafen gegen Juve, erkannte die beiden Meistertitel der Saisons 2003/2004 und 2004/2005 ab und ließ den Club absteigen. Die anderen Vereine wurden mit Punktabzügen belegt. Die Turiner kehrten umgehend ins Oberhaus zurück und formten zwischen den Saisons 2011/2012 und 2019/2020 eine regelrechte Dynastie: Neun Meistertitel eines Clubs an einem Stück hatte es im italienischen Fußball zuvor noch nicht gegeben. Seit 2020 wartet Juve jedoch auf einen Meistertitel. In der Saison 2022/2023 wurden Juventus aufgrund von Bilanzfälschungen zehn Punkte abgezogen, außerdem schloss die UEFA sie von der Conference League aus. Nach einem Jahr Abstinenz vom europäischen Fußball greifen die „Weiß-Schwarzen“ nun wieder in der Königsklasse an.
Ein neuer Anstrich für die „Weiß-Schwarzen“
Seit der letzten Meisterschaft im Jahr 2020 hat sich bei der „Alten Dame“ personell vieles geändert. Langjährige Vereinsikonen und Erfolgsgaranten wie Gianluigi Buffon, Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci, Goncalo Higuain und Alex Sandro verließen Turin und haben ihre Karrieren mittlerweile größtenteils beendet. Aktuell sind noch drei Spieler aus dem damaligen Meisterkader beim italienischen Rekordmeister unter Vertrag: Die Torhüter Mattia Perin und Carlo Pinsoglio sowie Innenverteidiger und Kapitän Danilo.
Gleichzeitig verstärkte sich Juventus in allen Mannschaftsteilen. Für den Angriff holte man Anfang 2022 den Serben Dusan Vlahovic aus Florenz zur „Alten Dame“, vom Stadtrivalen FC Turin wechselte im Brasilianer Bremer (derzeit aufgrund einer Kreuzbandverletzung außer Gefecht) kurz darauf außerdem ein neuer Abwehrchef zu Juve. Weitere namhafte Neuzugänge der vergangenen Spielzeiten sind die Mittelfeldmotoren Manuel Locatelli (kam von US Sassuolo), Douglas Luiz (kam von Aston Villa), Kephren Thuram (kam von OGC Nizza) und der in Regensburg geborene türkische Nationalspieler Kenan Yildiz (kam vom FC Bayern).
Trotz des traditionell gut besetzten Teams haben die Turiner aktuell viele Verletzte zu beklagen. Neben Abwehrspieler Bremer fallen für das Spiel am Dienstag auch Weston McKennie (Muskelermüdung), Timothy Weah (Distorsion am Knöchel), Teun Koopmeiners (Rippenbruch), Arkadiusz Milik (Knieverletzung) und möglicherweise auch der ehemalige VfBler Nicolas Gonzalez (muskuläre Probleme) aus. Torhüter Michele Di Gregorio fehlt nach einer Roten Karte im Spiel gegen RB Leipzig (3:2) definitiv.
Einige Verbindungen nach Stuttgart
Zwar treffen der VfB und Juventus Turin erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander, dennoch gab es in der jüngeren Vergangenheit direkte Verbindungen zwischen Turin und Stuttgart, streiften doch immer wieder Spieler die Trikots beider Clubs über. Nicolas Gonzalez spielte zwischen 2018 und 2021 für den VfB (23 Tore in 79 Spielen), ehe er den Club aus Cannstatt in Richtung Florenz verließ. Bei der AC spielte der Argentinier in den vergangenen drei Jahren, in diesem Sommer folgte der Transfer zur „Alten Dame“. Seit der Leihe von Filip Kostic zu Fenerbahce Istanbul am Ende des Transferfensters ist Nico Gonzalez der einzige aktuelle „Bianconero“ mit VfB Vergangenheit.
Gleich zwei Spieler Juves wechselten im Jahr 2010 zum VfB: Cristian Molinaro lief im Anschluss in 125 Pflichtspielen im Brustring-Trikot auf, Mauro Camoranesi war in 14 Partien im Einsatz. Weltmeister Sami Khedira wechselte zwar nicht unmittelbar von Stuttgart nach Turin, war aber für beide Clubs im Einsatz und erlebte hier und dort erfolgreiche Zeiten. In Turin gewann der Deutsche Meister von 2007 mit dem VfB in seinen fünf Jahren in Turin fünfmal die Meisterschaft, dreimal den Pokal und einmal den Superpokal.