Für eine Woche wird die VfB-Lizenzspielermannschaft gemeinsam mit Staff, Vorstand, Sponsoren, Partnern und Legenden nach Japan reisen. Neben Trainingseinheiten und zwei Testspielen in Kyoto und Hiroshima sind zahlreiche kulturelle und imageträchtige Aktivitäten geplant. Es ist nicht die erste Reise des VfB nach Fernost.
Bereits viermal unternahm der VfB mit seiner Lizenzspielermannschaft Testspiel-Reisen nach Asien. Im Mai 1962 war der Club aus Cannstatt zu Gast in Singapur und Indonesien, um gegen die jeweiligen Nationalteams anzutreten. Drei Jahre später war die Mannschaft des damaligen Trainers Rudi Gutendorf im Rahmen einer Weltreise auch in Saigon (Vietnam), Hongkong und auf den Philippinen zu Gast. Die beiden weiteren Reisen folgten in den 90er Jahren. Im Dezember 1996 bestritt der VfB mit Trainer Joachim Löw in Tokio anlässlich des Wechsels von Guido Buchwald zu den Urawa Red Diamonds ein Testspiel gegen den japanischen Verein. Ein Jahr später war der VfB in den südkoreanischen Städten Changwon und Seoul zu Gast, um Testspiele sowohl gegen die Olympia-Auswahl als auch gegen die A-Nationalmannschaft Südkoreas zu bestreiten.
Einer, der sich mit Japan bestens auskennt und auch bei der anstehenden Tour Teil der Reisegruppe sein wird, ist VfB-Legende und Markenbotschafter Guido Buchwald. Im Interview spricht der Weltmeister, zweifache Deutsche Meister und Ehrenspielführer über seine Erfahrungen im Land der aufgehenden Sonne.
Guido, du hast als Spieler und Trainer der Urawa Red Diamonds im Großraum Tokio insgesamt sieben Jahre in Japan verbracht und warst danach viele Jahre VfB-Botschafter in Asien. Wie hast du Japan damals wahrgenommen?
Guido Buchwald: „Japan ist ein sehr offenes Land mit sehr viel Disziplin, Ordnung und Sauberkeit. Ich habe mich dort vom ersten Tag an sehr sicher und wohl gefühlt. Das war meine Grundlage, sodass ich dort eine gute Zeit haben konnte. Ich habe mich sehr schnell integriert gefühlt, das Einleben ist mir überhaupt nicht schwergefallen. Man lebt im Großraum Tokio mit sehr vielen Menschen auf engem Raum, trotzdem habe ich mich immer sehr sicher und nie in Hektik gefühlt. Ich konnte mich sehr schnell auch ohne Übersetzer frei und ohne Hilfe in Japan bewegen.“
Welche Erfahrungen hast du mit den Menschen in Japan gemacht?
Guido Buchwald: „Japaner sind in der Regel sehr zuvorkommend, ehrlich und leben sehr sauber. Obwohl es sprachliche Barrieren gab, hat die Kommunikation mit Händen und Füßen trotzdem immer funktioniert. Wenn die Menschen gesehen haben, dass ich als Fremder ein Problem habe, haben sie sich viel Zeit genommen, um zu helfen. Dies hat mit dazu beigetragen, dass ich dort eine wunderschöne Zeit hatte. Ich habe bis heute mit einigen Menschen wie meinem damaligen Übersetzer oder auch dem Vereinsmanager der Urawa Red Diamonds noch engen Kontakt.“
Worin liegen im Alltagsleben im Vergleich zu Deutschland und Europa die größten Unterschiede?
Guido Buchwald: „Am Anfang waren die andere Mentalität und die unterschiedlichen Werte schon spürbar. Mit der Zeit habe ich aber festgestellt: Wenn man richtig in das Leben in Japan eintaucht, ist es richtig schwäbisch. Die Menschen arbeiten viel, leben sparsam und legen großen Wert auf das Familienleben.“
Kannst du noch eine amüsante Anekdote aus deiner Zeit in Japan erzählen?
Guido Buchwald: „Als ich Trainer der Urawa Red Diamonds war, habe ich die U19 des VfB für drei Tage zu uns eingeladen. Nach einem Testspiel der beiden U19-Mannschaften gab es ein Erdbeben, während die Jungs des VfB unter der Dusche waren. Die Flutlichtmasten haben sich bewegt, die Autos haben gewackelt, es war aber zum Glück nur ein leichtes Erdbeben. Plötzlich sind die Jungs des VfB voller Angst halb- oder auch ganz nackt auf den Parkplatz gerannt. Mit der Zeit lernt man in Japan, mit Erdbeben umzugehen. Für die Jungs aus Deutschland war es aber natürlich etwas ganz Neues.“
Hast du Tipps für unsere Mannschaft für ihre Zeit in Japan?
Guido Buchwald: „Japan ist ein unglaublich facettenreiches Land. Es gibt den Berg Fuji, wunderschöne Seen, Parks, Tempelanlagen. In den Großstädten stehen neben den höchsten Wolkenkratzern die ältesten Badhäuser. Tradition und Moderne sind dort sehr eng nebeneinander. Man sollte sich so viel Zeit wie möglich nehmen und mit offenen Augen das Land erkunden.“