Viel hatte sich rund um diese Begegnung auf Fabian Rieder fokussiert. Als Schweizer Nationalspieler, der in Bern aufwuchs und bei den Young Boys zum Profi reifte, stand der 22-Jährige besonders im Mittelpunkt. Schon vor der Partie fragten Journalisten bei Sebastian Hoeneß nach, wie er denn die bisherigen Auftritte des Offensivspielers bewerte. Der Cheftrainer lobte die Qualitäten des Sommerneuzugangs, seinen Fleiß und den Lernwillen, gab aber auch mit ins Hausaufgabenheft, „dass er durchaus ein paar Scorer mehr hätte verzeichnen können“.
Offenbar hatte Fabian Rieder genau zugehört. Beim 5:1-Erfolg am Mittwochabend gegen Young Boys Bern lieferte er einen Assist nach dem anderen: Er bereitete das 2:1 mit einem Dribbling, das 3:1 mit einem Freistoß und das 5:1 mit einem Querpass vor. Drei Vorlagen in einer Partie, er ist damit der erste Schweizer, dem dies in der „Königsklasse“ gelang. Mission (mehr als) erfüllt. Freudig klatschte Sebastian Hoeneß nach Abpfiff mit ihm ab. „Es ist schön, dass ich heute drei Vorlagen geben und der Mannschaft somit helfen konnte“, sagte der Schweizer: „Speziell in der zweiten Halbzeit hat sehr viel gepasst, wir hatten tolle Kombinationen in unserem Spiel.“ Das sorgte für viele Momente, die Fans und Mannschaft gemeinsam genossen und feierten.
UEFA zeichnet Angelo Stiller und Chris Führich aus
Beispiele? Angelo Stiller, der die Jungs aus Cannstatt nach dem 0:1-Rückstand mitriss und zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf, präsentierte stolz seine „Man of the Match“-Trophäe. Chris Führich schlenzte den Ball wundervoll zum 3:1 ins lange Eck – die UEFA nominierte den Treffer umgehend für die „Wahl zum Tor des Spieltags“. Josha Vagnoman, Geburtstagskind am gestrigen Mittwoch, beschenkte sich und Cannstatt mit dem zwischenzeitlichen Treffer zum 4:1. Zum Abschluss stürmte das Team zu Yannik Keitel und freute sich mit dem Mittelfeldspieler über sein Debüttor zum 5:1-Schlusspunkt. Der 24-Jährige kam in der Halbzeit für den durch einen Infekt geschwächten Atakan Karazor in die Partie und fügte sich hervorragend ein. An oberster Stelle dieser Momente zum Festhalten und Erinnern wird etwas Historischen bleiben.
Mit einer fulminanten Mannschaftsleistung hat der VfB einen 0:1-Rückstand in einen 5:1-Kantersieg umgewandelt – und damit den ersten Heimsieg in der UEFA Champions League seit 15 Jahren erzielt. Konkret: seit 5.481 Tagen. Damals, am 9. Dezember 2009, gelang in der Gruppenphase ein 3:1-Sieg gegen Unirea Urziceni. „Dieser Abend hat richtig gutgetan. Nach dem Rückstand haben wir eine starke Reaktion gezeigt und sind einmal mehr zurückgekommen“, sagte Angelo Stiller und ordnete zugleich ein: „Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, nicht zu oft einen Rückstand aufholen zu müssen.“ Auch, wenn der VfB über reichlich Comeback-Qualität verfügt.
In der Ligaphase noch gegen Bratislava und Paris
Schließlich haben die Jungs aus Cannstatt noch einiges vor in der UEFA Champions League. Nach sechs Partien sind sieben Punkte gesichert. Ein Platz unter den ersten 24 Teams, der für die nächste Runde berechtigt, ist möglich. „Wir wollten unsere Ausgangslage fürs Weiterkommen wesentlich verbessern und die Chance auf die Playoffs erhalten. Das ist uns gelungen“, fasste Fabian Wohlgemuth den Europapokalabend zusammen. Auch diesbezüglich gilt: Mission erfüllt.
Mit neuer Zuversicht kann der VfB auf das Auswärtsspiel am 21. Januar 2025 bei Slovan Bratislava und die Heimpartie am 29. Januar 2025 gegen Paris Saint-Germain blicken.