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Profis, 16. September 2024

Sami Khedira erklärt „sein“ Real Madrid

Der „Mythos Real“, das Bernabéu und die besondere Verbindung zu Carlo Ancelotti: Im Interview mit dem VfB stimmt Sami Khedira auf das Duell bei den „Königlichen“ ein.

Weltmeister, Gewinner der UEFA Champions League – und beim VfB Stuttgart zum absoluten Profi gereift. Sami Khedira hat eine beeindruckende Karriere hingelegt. Wurzeln in Cannstatt, Glanzmomente in Madrid. Das Spiel am Dienstagabend (17. September, 21 Uhr, im VfB Radio und VfB Liveticker) zwischen Real und dem VfB ist daher für ihn etwas ganz Besonderes. Entsprechend freudig nahm er sich im Interview viel Zeit, um den „Mythos Real Madrid“ zu erklären und persönliche Einblicke in seine Zeit bei den „Königlichen“ zu geben.

Real Madrid – das ist nicht nur ein großer Name, sondern womöglich auch das attraktivste Los im europäischen Fußball. Was macht den „Mythos Real“ so einzigartig?

Sami Khedira: „Real Madrid setzt in jeglicher Hinsicht einfach Maßstäbe. Wir können beim Fußball anfangen: Nur die besten Spieler bekommen die Chance, das Trikot von Real zu tragen, so wie es mit Alfredo Di Stéfano begann. Der Verein hat unzählige Titel gewonnen, gehört seit Jahrzehnten zur Weltspitze, ist Rekordsieger in der UEFA Champions League. Größer geht es nicht, das ist ein Traumlos. Mich beeindruckt darüber hinaus, wie der Verein nicht stehenbleibt, sondern sich sportlich, wirtschaftlich und emotional immer wieder neu erfindet und ein Vorreiter ist. Die Marke ‚Real Madrid‘ fasziniert Menschen auf der ganzen Welt. Das ‚Bernabéu‘ wurde erst kürzlich in eine der modernsten Arenen der Welt verwandelt – Fußball ist der Kern, aber durch den Umbau ist es eine Multifunktionsarena, in der morgen auch ein Football-Match der NFL und übermorgen ein Konzert stattfinden kann. Das Gesamtkonzept von Real Madrid ist beeindruckend.“

Du hast das „Estadio Santiago Bernabéu“ angesprochen. Im Alter von 23 Jahren bist Du von Stuttgart nach Madrid gewechselt. Welche Erinnerungen hast Du an Deine Spiele in diesem Ort?

Sami Khedira: „Allein die Architektur ist beeindruckend. Als Spieler schaust du diese steilen Tribünen und Ränge hinauf, und begreifst, dass es ein absolutes Geschenk ist, hier spielen zu dürfen. Hinzu kommen die Magie und Historie, die das ‚Bernabéu‘ in sich trägt und die auch verpflichten.“

Das klingt nach großen Momenten und Emotionen …

Sami Khedira: „Ja, definitiv. Für mich zählen die Spiele im ‚Clásico‘ oder die Nächte in der UEFA Champions League zur obersten Kategorie. Das Stadion ist an diesen Abenden mit einem ganz besonderen Flair gefüllt. Als Zuschauer spürst du das genauso: Ich habe in der vergangenen Saison das Viertelfinale von Real gegen Manchester City und das Halbfinale gegen Bayern München live im Stadion erlebt. Die Magie im ‚Bernabéu‘ begeistert mich heute noch genauso wie früher als Spieler.“

Wie besteht man als gegnerische Mannschaft in diesem Stadion und gegen diesen Gegner, der nahezu durchweg mit Top-Spielern besetzt ist?

Sami Khedira: „Aus meiner Sicht gibt es nur eine Lösung: Mutig sein! Ich kenne das ‚Bernabéu‘ als Spieler von Real, ich kenne es aber auch als Gegner mit Juventus Turin. Sobald das Ambiente und die ganze Kulisse einschüchternd wirkt, hast du verloren. Der Schlüssel liegt darin, die Magie in dem Stadion zu nutzen und in einen ‚Flow‘ zu kommen. Real Madrid kann in diesem Stadion jederzeit etwas Besonderes kreieren – auch noch in der 91., 92. oder gar 97. Minute. Mut und absolute Konzentration sind der Weg, um im ‚Bernabéu‘ zu bestehen.“

Karriere-Impressionen

Mit den „Königlichen“ hast du die „Königsklasse“ in der Saison 2013/2014 gewonnen. Der Trainer war Carlo Ancelotti – auch am Dienstagabend wird er an der Seitenlinie stehen. Wie hast Du ihn als Spieler wahrgenommen?

Sami Khedira: „Als ich mir in der Saison 2013/2014 das Kreuzband riss, war offen, ob ich bis zum Saisonfinale und der anschließenden Weltmeisterschaft rechtzeitig fit werde. Natürlich wollte ich das unbedingt schaffen – und Carlo Ancelotti hat mich in dieser Phase extrem unterstützt. Ich habe mich immer als ganz engen Teil der Mannschaft gefühlt, ich hatte ein klares Ziel vor Augen. Wir zogen ins Finale der UEFA Champions League ein, ich kam rechtzeitig zurück und Carlo Ancelotti schenkte mir so viel Vertrauen, dass er mich in diesem Spiel von Beginn an aufstellte. Das war unglaublich, aber so fühlten es nahezu alle Spieler: Für diesen Trainer, für diesen Menschen gibst du als Spieler alles, weil er dir Vertrauen und Stärke schenkt. Er trainiert keine Fußballer, sondern er arbeitet mit Menschen – das ist sein Credo. Natürlich hat er viel Fußballkompetenz und kennt das gesamte Geschäft, aber der große Unterschied liegt in seiner Art, zu führen, zu kommunizieren und ein ganzes Team – inklusive Staff – auf eine Mission einzuschwören. Für mich als Spieler war er wie eine Vaterfigur. Er gehört ohne Frage zu den besten Trainern der Welt.“

Die UEFA hat den Modus des Wettbewerbs weiterentwickelt. Statt einer Gruppenphase beginnt die Champions League nun erstmals mit einer Ligaphase, ehe die gewohnten K.o.-Duelle folgen. Wie bewertest Du das neue Format?

Sami Khedira: „Es macht Sinn, das neue Format erst am Ende der Saison wirklich zu bewerten. Aber das Grundprinzip gefällt mir sehr gut. Jede Partie ist wichtig – durch den neuen Modus gibt es keine vergleichsweise langweiligen Gruppenspiele mehr. Als Spitzenmannschaft willst du unter die besten Acht der Ligaphase kommen, um somit direkt in das Achtelfinale einzuziehen. Dazu darfst Du Dir keinen Fehler erlauben und musst in jedem Spiel das Maximum erreichen. Das steigert nochmals die Attraktivität des Wettbewerbs. Es wird wahrscheinlich kein Taktieren mehr geben wie in der Vergangenheit, in der für manche Vereine das fünfte oder sechste Gruppenspiel keine wirkliche Bedeutung mehr hatte. Ich habe das neue Format bereits vor zwei Jahren in seinen Grundzügen vorgestellt bekommen und war schon damals überzeugt, dass die UEFA damit den richtigen Weg geht.“

Sehr viele Fans aus Stuttgart werden nach Madrid reisen. Die Vorfreude auf diese Begegnung und auf die spanische Hauptstadt ist riesig. Was kannst Du in Madrid – abseits des Sportlichen – empfehlen?

Sami Khedira: „In all den Jahren habe ich erlebt, dass sowohl ‚Plaza Mayor‘ als auch ‚Puerta del Sol‘ beliebte Treffpunkte sind – gerade für viele Fans, die im Tagesverlauf ankommen. Das sind schöne Plätze mit toller Architektur, netten Cafés und einem typisch spanischen Flair. Dort lässt sich dem Spiel gut entgegenfiebern und sicherlich auch der eine oder andere Fangesang anstimmen. Ansonsten kann ich jedem Fan nur empfehlen, sich frühzeitig auf den Weg ins ‚Bernabéu‘ zu machen, um ein paar Minuten mehr als üblich für diese besondere Kulisse einzuplanen und einfach alles aufzusaugen.“

Wirst Du bei dem UEFA Champions League-Spiel in Madrid vor Ort sein?

Sami Khedira: „Ich bin privat schon ein paar Tage früher nach Madrid gereist. Mein Fokus wird vor allem auf dem Sport und dem Austausch mit einigen Verantwortlichen liegen. Rund um den VfB werde ich am Montagabend am Willkommensempfang teilnehmen und auch das UEFA Youth League-Match zwischen Stuttgart und Madrid im Stadion verfolgen. Anschließend bin ich sehr gespannt darauf, wie der VfB die Aufgabe im Bernabéu annehmen wird.“