Konnichiwa, Anrie. Unser Zeugwart Meuschi hat uns verraten, dass er dir Schwäbisch beibringt, stimmt das?
Anrie: „(lacht) Er spricht viel Schwäbisch mit mir, das stimmt. Ich kann ihm nicht immer folgen, er spricht sehr schnell, aber wir verstehen uns.“
Dein Wechsel von der Shoshi High School in Koriyama zum VfB wurde im Sommer 2022 mit einer umfangreichen Pressekonferenz begleitet. Das Medieninteresse in Japan war groß, VfB Verantwortliche wurden per Video dazugeschaltet. Wie war das für dich?
Anrie: „Es waren sehr viele Menschen bei der Pressekonferenz mit dabei. In Japan werden solche Augenblicke manchmal jedoch größer gemacht, als sie es tatsächlich sind. Ich war wirklich etwas überrascht.“
Wenn dir jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, dass du im Jahr 2024 in der UEFA Champions League spielen würdest, was hättest du geantwortet?
Anrie: „Ich hätte es nicht geglaubt. Oder anders gesagt: Ich hätte nicht geglaubt, dass es so schnell gehen kann und bin selbst überrascht. Es war kein Traum, sondern vielmehr ein Ziel von mir.“
Wie hast du dich in den letzten beiden Jahren beim VfB entwickelt?
Anrie: „Meine Entwicklung war gut, aber nicht besonders. Ich habe vor allem in den ersten beiden Jahren sehr viel trainiert. Am Anfang war es schwer, da ich mich verletzt hatte und weniger Einsatzzeit bekommen habe. Ich bin drangeblieben, habe das Vertrauen gespürt und die Möglichkeit bekommen, bei den Profis mitzutrainieren. Diese Chance wollte ich nutzen.“
Kannst du dich noch an den Augenblick erinnern, als dich Sebastian Hoeneß ins Profi-Training bestellt hat?
Anrie: „Ja. Mein Coach der VfB U21 hatte mir damals gesagt, dass ich in der kommenden Woche bei den Profis mittrainieren werde. Am Anfang war ich schon etwas nervös, aber damals spielten mit Genki und Hiroki noch zwei weitere japanische Profis beim VfB, sie haben mich direkt mit aufgenommen und es mir einfach gemacht.“
Gegen den SC Freiburg hast du am 24. August dieses Jahres dein Bundesliga-Debüt gegeben. Wie war das für dich?
Anrie: „Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich überhaupt zum Einsatz komme. Im Moment meiner Einwechslung war ich jedoch gar nicht so nervös, sondern habe mich vielmehr total gefreut, dass ich aufs Feld darf. Ich habe die Bundesliga schon während meiner High School-Zeit verfolgt und habe mich sehr auf diesen Augenblick gefreut.“
Der erste Weg sollte immer zu den Eltern gehen, sie haben mir diesen Augenblick erst ermöglicht.
Mit wem hast du danach gesprochen?
Anrie: „Ich habe meine Eltern direkt danach angerufen. Sie sind immer die ersten, mit denen ich spreche. Natürlich habe ich einige Nachrichten bekommen, aber der erste Weg sollte immer zu den Eltern gehen, sie haben mir diesen Augenblick erst ermöglicht.“
Und dein Weg ging weiter. Im Santiago Bernabeu wurdest du bei der Rückkehr des VfB auf die internationale Bühne gegen Real Madrid in der 63. Spielminute für Josha Vagnoman eingewechselt. Wie hast du den Moment erlebt?
Anrie: „Das erste Champions League-Spiel gegen Real Madrid im Bernabeu zu absolvieren, war absolut besonders. Es war kein gewöhnliches Spiel, ein solches erlebst du nur einmal im Leben. Ich wollte mich unbedingt mit all den Spielern messen, die ich normalerweise nur von der Konsole her kenne. Ich war wirklich sehr glücklich über meine Einwechslung.“
Hast du im Bernabeu im Anschluss dein Trikot getauscht?
Anrie: „Nein, auf keinen Fall. Mein erstes Champions League-Trikot gebe ich nicht her. (schmunzelt)“
Der sechste Bundesliga-Spieltag war dann bereits dein dritter Einsatz über 90 Minuten. Werte wie 94,2 Prozent Pass- und 75 Prozent Zweikampfquote gegen die TSG Hoffenheim sprechen für sich. Was zeichnet dich aus?
Anrie: „Mein Fokus liegt auf der Defensivarbeit und dem Passspiel. Sobald ich mich darin weiter verbessert habe, kann ich an meinem Offensivspiel arbeiten. Ich mache mir keinen Druck, möchte Erfahrungen sammeln, viel trainieren aber auch Leichtigkeit mit einbringen und wenn ich die Chance bekomme, alles geben.“
Unser nächster Heimspielgegner ist Holstein Kiel. Was erwartet uns gegen den Bundesliga-Aufsteiger?
Anrie: „Es wird ein schwieriges Spiel. Kiel bringt viel Teamspirit mit und verteidigt gut. Das macht es gleichzeitig für uns schwieriger, Tore zu erzielen. Wir müssen sehr fokussiert sein und unsere Stärken gut ausspielen. Kiel hat eine gute Mannschaft und unter anderem mit Shuto Machino einen ehemaligen japanischen Nationalspieler. Wir freuen uns darauf.“
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Weitere Themen sind:
- Anrie INSIDE: Zahlen, Daten und Fakten über unsere Nummer 45
- Was macht eigentlich…: Hermann Ohlicher
- Unser Gast: Holstein Kiel
- Poster: Anrie Chase
- Brustring der Herzen: Heimspiel im Zeichen der VfB Stiftung
- Historie: 26. Oktober 1996 – ein magischer Nachmittag
- Neues von Jung und Wild und von den VfB Frauen
- VfB Fanpost
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