Hallo Anthony, wir schlendern gerade durch die Stuttgarter Staatsgalerie. Warst du schon mal hier?
Anthony: „Nein, bislang noch nicht. Aber es gefällt mir richtig gut, es sind einige interessante Werke dabei.“
Ein brillantes Kunstwerk waren deine letzten neun VfB Monate dagegen nicht immer. Mitunter waren sie von sportlichen Höhen und verletzungsbedingten Tiefen geprägt. Wie blickst du auf deinen ersten Rückschlag zurück?
Anthony: „Ja, leider. Im Februar habe ich mir gegen Freiburg meine Nase gebrochen. Natürlich hat es in dem Moment kurz wehgetan, aber ich wollte weiterspielen. Durch das Adrenalin, den Sieg und den guten Teamspirit konnte ich die Schmerzen gut ausblenden.“
Es folgte nicht nur das Lob des Trainers nach Spielende für deine herausragende Spielleistung – sondern auch eine Operation. Die erste. Du musstest zunächst eine Maske tragen. Inwiefern schränkt das ein?
Anthony: „Die Sicht ist in Ordnung, aber man schwitzt deutlich mehr unter der Maske als sonst. Deshalb war es nicht so angenehm. Natürlich sind auch das Gefühl und die Genauigkeit beim Kopfball anders. Aber es war vollkommen okay und ich konnte spielen, das ist das Wichtigste.“
Nur fünf Tage nachdem dein dauerhafter Wechsel zum VfB bekanntgegeben wurde, dann der nächste Rückschlag: Kieferbruch im Bundesliga-Spiel gegen Union Berlin. Erneut war eine Operation erforderlich. Wie war die Zeit für dich ohne Fußball?
Anthony: „Es hat auf jeden Fall mehr wehgetan als der Nasenbeinbruch. Die Zeit ohne Fußball war gefühlt sehr lange für mich – auch wenn ich ,nur‘ vier Bundesliga-Spiele verpasst habe. Wenn du mit einer Verletzung längere Zeit nicht spielen kannst, aber dennoch bei der Mannschaft bist, ist es besser zu verkraften. Aber bei meinem Kieferbruch konnte ich zunächst weder normal essen noch gut schlafen. Es war gesundheitlich eine schwierige Zeit für mich und ich habe am Anfang ehrlich gesagt nicht viel über Fußball nachdenken können. In erster Linie musste ich mich regenerieren und meine Energie zurückgewinnen.“
Wie bist du mental damit umgegangen?
Anthony: „Es war nicht einfach, da es die zweite Gesichtsverletzung für mich innerhalb weniger Wochen war. Zuvor kannte ich solche Verletzungen nicht. Ich konnte es jedoch nicht ändern, habe es angenommen, das Beste daraus gemacht und mich zurückgearbeitet.“
Wie sah dein Reha-Programm aus?
Anthony: „Nach der Operation war ich zwei Wochen in Frankreich bei meinen Eltern. Meine Mutter hat Suppe für mich gekocht. Ab und zu gab es Joghurt. All das, was man nicht kauen musste.“
Wie hast du dich nach deinem Kieferbruch zurückgearbeitet?
Anthony: „Ich habe viel mit unserem Rehacoach Martin Franz trainiert. Es war sehr gut und wichtig. Natürlich war es sowohl für mich als auch für Martin nicht einfach, weil ich viel lieber mit der Mannschaft auf dem Platz stehen wollte. (lacht) Er musste mich manchmal etwas bremsen, aber das war genau richtig. Wir haben beim VfB ein sehr professionelles Trainerteam für alle Bereiche. Es ist für uns sehr wichtig, genau auf die Anweisungen im jeweiligen Moment zu achten.“
Es war nicht einfach, aber ich bereue es nicht. Rückblickend war es in dieser Phase genau die richtige Entscheidung.
Im Juni hast du die Entscheidung getroffen, nicht für Frankreich zu den Olympischen Spielen zu fahren. Stattdessen hast du die Vorbereitung mit dem VfB absolviert. War es eine schwere Entscheidung für dich?
Anthony: „Für jeden jungen Spieler ist es absolut besonders, für sein Land spielen zu dürfen. Sebastian Hoeneß hat mir die Wahl gelassen und ich habe mich dafür entschieden, nicht an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Stattdessen habe ich die freie Zeit im Sommer mit meiner Familie verbracht und bin dann direkt von Beginn an in die Sommervorbereitung beim VfB eingestiegen. Es war nicht einfach, aber ich bereue es nicht. Rückblickend war es in dieser Phase genau die richtige Entscheidung.“
Gegen Leverkusen kam im August die nächste Hiobsbotschaft: Schulterluxation im Supercup. Die Verletzung hat dich erneut zwei Spiele ausgebremst. Hast du nun erstmal alles abgehakt?
Anthony: „Das hoffe ich! (lacht) Mir geht es wieder sehr gut, ich bin fit. Es ist wieder alles in Ordnung und ich kann beschwerdefrei spielen. So kann es jetzt gerne weitergehen.“
Gegen Borussia Mönchengladbach bist du am dritten Bundesliga-Spieltag zurückgekehrt. Wie war dein Comeback?
Anthony: „Ich war bereit und hatte viel Energie. Das musste raus! (lacht) Wir haben 3:1 gewonnen. Es war ein gutes Comeback für mich.“
Hast du seit deinen Verletzungen etwas im Alltag verändert?
Anthony: „Nichts Grundsätzliches. Ich arbeite etwas mehr an meiner Schulter, das ist sehr wichtig. Ansonsten mach ich genau so weiter, wie davor. Es waren einfach unglückliche Verletzungen.“
Denkst du manchmal im Zweikampf daran?
Anthony: „Im Spiel befasse ich mich nicht damit. Aber wenn ich mir die Highlights oder Re-Lives anschaue, dann denke ich mir schon ab und zu: ‚Oh, das war vielleicht etwas riskant.‘ (lacht) Aber in der Aktion blende ich es komplett aus. Das ist wichtig, man sollte sich nicht zu viele Gedanken machen.“
Blicken wir auf den anstehenden Spieltag. Wie war die Länderspielpause für dich?
Anthony: „Die längere Vorbereitungsphase tat gut, um sich in der ersten Woche physisch und mental zu regenerieren. In der zweiten Woche lag der Fokus dann direkt auf unseren Gästen aus Bochum. Wir sind bereit.“
Was erwartet uns im Heimspiel gegen den VfL?
Anthony: „Es ist ein gutes Team. Letzte Saison haben wir zwar zuhause gewonnen, auswärts jedoch verloren. Es ist keine einfache Aufgabe. Wir müssen bei uns bleiben, uns fokussieren und wollen das Spiel gewinnen.“
Das komplette Interview gibt es in der neuen Ausgabe der stadion aktuell gegen den VfL Bochum.
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