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Profis, 31. Januar 2025

"Jungs, ab in den Flieger!"

VfB Rückkehrer Jacob Bruun Larsen gibt unweit vom Stuttgarter Schlossplatz Einblicke in die dänische Lebensweise, spricht über sein besonderes Profi-Debüt und die starke Bindung zu seiner Familie.

Hallo, Jacob. Hast du dich wieder gut in Stuttgart eingelebt?
Jacob: „Ja. Die Jungs haben mich super aufgenommen. Sie haben es mir sehr leicht gemacht und ich kenne noch viele von damals.“

Wen meinst du?
Jacob: „Unter anderem unsere Physiotherapeuten Manu und Matze (Anm. d. Red.: Manuel Roth und Matthias Hahn) – unsere Teammanager Günther und Peter, unseren Zeugwart Meuschi und einige weitere Mitarbeiter. Das Trainerteam kenne ich aus Hoffenheim. Aber auch von der Mannschaft kannte ich schon einige: darunter Ange, Niko, Ata und Chris, mit Calle war ich damals in Dortmund im Internat. Er war der Ältere und hat sich damals um uns jüngere Spieler gekümmert. Gente war damals mein Kapitän beim VfB. Das macht es deutlich einfacher, schnell gut reinzukommen.“

Auf wen hast du dich am meisten gefreut?
Jacob: „Auf unseren Physiotherapeuten Manu. Wir haben uns schon damals richtig gut verstanden. Ich mag ihn sehr!“

Nach einem Abstecher auf dem Stuttgarter Schlossplatz wärmen wir uns für das Interview ganz in der Nähe im „HYGGE“ auf. Eine Umschreibung, für die dänische Lebensweise. Was bedeutet das?
Jacob: „Also hier steht (Jacob liest aus der Speisekarte vor): ‚Das Wort Hygge steht für Lebensfreude, Geborgenheit, Zeit mit Familie und Freunden. Hygge bedeutet, den Moment zu genießen – mit gutem Essen, bei warmem Licht und Kerzenschein.‘ Hygge hat viel mit Gemütlichkeit zu tun. Man fühlt sich sehr wohl, wenn es Hygge ist. Ich glaube, in Deutschland kann man viel davon lernen. Disziplin hat sehr viele positive Seiten, aber manchmal ist es auch ganz gemütlich, mit entspannten Leuten zusammen zu sein.“

Was ist Hygge für dich?
Jacob: „Das erste, was mir in den Kopf kommt, ist die Weihnachtszeit mit meinen Großeltern, kleinen Brüdern, meiner Familie und mit unserem Hund.“

Jeder weiß beim VfB, um was es geht. Es ist professionell und genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.

Wie „hyggelig“ ist die VfB Familie?
Jacob: „Noch nicht so Hygge, weil es sehr schnell voran geht und das ich auch gut so. Wir haben viele Spiele und sportlich aktuell keine Zeit für Hygge. Der VfB hat jedoch ein gemütliches Arbeitsumfeld, an dem ich mich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und fokussieren kann. Jeder weiß, um was es geht. Es ist professionell und genau so, wie ich es mir vorgestellt habe.“

Hyggelig beschreibt dann eher deine Heimat. Du kommst aus Hornbæk, einem dänischen Küstenort mit rund 3.800 Einwohnern. Dein erster Jugendclub war der Lyngby BK. Wie bist du zum Fußball gekommen?
Jacob: „Ja, das ist Hygge! Als ich zu Lyngby kam, war ich zwölf Jahre alt. Es liegt in der Nähe von Kopenhagen, der Fahrtweg von zuhause betrug 45 Minuten. Morgens um sieben Uhr bin ich mit dem Bus zur Schule gefahren, danach direkt weiter zum Training. Mein Vater hat mich anschließend abgeholt, gegen halb neun Uhr abends waren wir zurück. Das war mein Alltag, bis ich 16 Jahre alt war.“

… und in die Dortmunder Jugend gewechselt bist. Das war im Januar 2015. Wie hast du dich in den drei Jahren entwickelt?
Jacob: „Am Anfang ging alles sehr schnell. Ich habe Deutsch gelernt und mich in der Mannschaft integriert. Zurechtfinden, Lernen und Disziplin standen im Vordergrund. Für mich war es ein wichtiger Schritt, in dieses disziplinäre Land zu kommen. Das realisierst du jedoch erst später. Damals habe ich die Zeit einfach genossen, es hat mich gestärkt und ich habe sehr viel gelernt.“

Mein Telefon klingelte. Thomas Tuchel, der damalige Profi-Trainer, war dran und sagte zu mir: Jacob, du brauchst nicht mehr zur Schule zu gehen.

Und dann?
Jacob: „Mein Telefon klingelte. Thomas Tuchel, der damalige Profi-Trainer, war dran und sagte zu mir: ‚Jacob, du brauchst nicht mehr zur Schule zu gehen‘. (schmunzelt) Ich wurde zu den Profis hochgezogen.“

Es folgte dein Debüt am 26. Oktober 2016 im DFB-Pokal gegen Union Berlin (Anm. d. Red.: 4:1-Sieg). Wie besonders war der Augenblick für dich?
Jacob: „In dem Moment hat meine professionelle Karriere begonnen. Ich kann mich noch an jedes Detail an dem Tag erinnern. Ich wusste erst am Spieltag, dass ich im Kader stand und wenige Stunden vor Anpfiff, dass ich von Anfang an spiele. Ich habe meine besten Kumpels aus der Heimat angerufen und meinte: ‚Jungs, lasst alles stehen und liegen und ab in den Flieger! Ihr müsst dabei sein.‘ Sie haben es geschafft und ich habe den Assist zum 1:0 gegeben. Es war zwar ein Eigentor, aber die Fans haben mich trotzdem dafür gefeiert. In dem Moment habe ich zum ersten Mal begriffen, was Profi-Fußball bedeutet.“

Warst du nervös?
Jacob: „Thomas Tuchel hatte mich unglaublich gut auf mein Debüt vorbereitet. Ich kann mich immer noch ganz genau an seine Anweisungen erinnern. Am Ende bin ich rausgegangen und wusste jede Sekunde, was ich machen und wohin ich mich bewegen musste. Das war überragend und die Nervosität weg. Das kannte ich so zuvor nicht.“

War es der Trainer, der dich am meisten geprägt hat?
Jacob: „Einer von vielen. Thomas Tuchel hat mir den ersten Schritt im Profifußball ermöglicht. Aber ich hatte auch besondere Jugendtrainer, die mir sehr wichtig waren. Lucien Favre hat mir die Chance in meiner ersten richtigen Profi-Saison gegeben – ohne Hannes Wolf wäre ich gar nicht hier (Anm. d. Red.: trainierte Jacob u.a. in der BVB U17 und U19). Es gibt viele Trainer, denen ich vieles zu verdanken habe.“

Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als der VfB (zum zweiten Mal) angeklopft hat?
Jacob: „Der Kontakt zu Sebastian Hoeneß war schon immer da und ich habe den VfB verfolgt. Im Januar hat dann alles zusammengepasst und ich bin zurückgekommen.“

Wie läuft dein Restart beim VfB für dich?
Jacob: „Wir können mit drei Siegen aus den ersten vier Bundesliga-Spiele zufrieden sein. Es läuft gut. Ich freue mich sehr, einer Mannschaft mit Gewinnermentalität anzugehören. Das wollte ich unbedingt. Meine Mitspieler sind gut, alle sind sehr talentiert. Es herrscht ein sehr gesunder Konkurrenzkampf bei uns. Jeder hat Bock zu liefern, gibt 100 Prozent und respektiert gleichzeitig, dass man nicht alle Spiele absolvieren kann. Ich spüre, dass die Truppe richtig gut miteinander umgeht.“

Hast du eine Bezugsperson im Team?
Jacob: „Niko Nartey kenne ich, seit er 16 ist. Gemeinsam haben wir für Dänemarks Jugendnationalteams gespielt. Ich fühle mich sehr wohl, es ist eine einfache Truppe.“

Im Zuge deiner Rückkehr hast du erzählt, wie du dich gemeinsam mit deinem Mentaltrainer auf dein zweites VfB Debüt vorbereitet hast. Welche Rolle spielt Mentaltraining für dich?
Jacob: „Ich finde Mentaltraining sehr wichtig. In 20 Jahren ist es wahrscheinlich so selbstverständlich wie ‚Ausrollen‘ nach dem Training. Vor dem Bundesliga-Spiel gegen Leipzig wusste ich, dass ich zuhause zum ersten Mal von Anfang an spiele. Mein Mentalcoach fragte mich nach meinem persönlichen Tagesziel. Mein Ziel war, dass die Zuschauer im Stadion applaudieren, wenn ich den Rasen verlasse. Ich wollte einen guten Eindruck hinterlassen.“

stadion aktuell | Ausgabe 17 | Saison 2024/2025

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