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Verein, 27. Januar 2025

„Nie wieder!“ – 21. Erinnerungstag im deutschen Fußball

Der VfB erinnert im Rahmen einer Gedenkstunde mit Kranzniederlegung an im Nationalsozialismus verfolgte, deportierte und ermordete Menschen. Eine weitere Veranstaltung folgt am Abend.

Heute vor 80 Jahren – am 27. Januar 1945 – wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Weltweit wird rund um diesen Tag der verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen im Nationalsozialismus gedacht. Auch die Fußballfamilie nimmt an den Spiel- und Turniertagen an diesem Gedenken teil, bei dem in diesem Jahr der Kampf gegen das Verdrängen im Mittelpunkt steht: Nie wieder Auschwitz – das ist der Auftrag und die Bitte der Überlebenden an die „Nachgeborenen“. Als Teil der Fußball- und Sportgemeinschaft stellte sich auch der VfB Stuttgart am heutigen Montagvormittag wieder seiner Verantwortung, in dem er den „21. Erinnerungstag im deutschen Fußball“ – eine Aktion der Initiative „!Nie wieder“ – unterstützte und ein gesellschaftspolitisches Zeichen setzte.

Dietmar Allgaier, Präsident des VfB Stuttgart, erinnerte im Rahmen einer Gedenkstunde mit Kranzniederlegung vor dem Clubzentrum gemeinsam mit Vertretern der Stadt Stuttgart, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber und der Stolperstein-Initiativen Stuttgart sowie weiteren Vertretern des Vereins sowohl an alle Opfer des NS-Regimes als auch an die zwischen 1932 und 1945 aus dem Verein ausgeschlossenen und ausgetretenen VfB-Mitglieder.

Historie verpflichtet zu Engagement

Erstmals konnte Dietmar Allgaier dabei die bislang völlig unbekannten Namen sowie Lebens- und Verfolgungsgeschichten von 14 jüdischen Vereinsmitgliedern verlesen und leitete daraus die zentrale Erkenntnis ab, „dass Mitmenschen jüdischen Glaubens als Sportler, Funktionäre und Sponsoren zum Aufstieg des VfB beigetragen haben, ehe sie ab 1933 aus dem Verein ausgegrenzt wurden. Daher verpflichtet uns auch unsere eigene Historie dazu, uns für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und für eine offene, vielfältige und faire Gesellschaft zu engagieren. Dies müssen wir immer in Erinnerung behalten!“

Dietmar Allgaier, Präsident des VfB Stuttgart:

Auch unsere eigene Historie verpflichtet uns zum Engagement für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Herr Dr. Clemens Maier, Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport der Landeshauptstadt Stuttgart, betonte anschließend die gesellschaftliche Dimension der Gedenkveranstaltung: „Der Erinnerungstag im deutschen Fußball ist ein bedeutender Moment des Gedenkens. Er erinnert uns daran, dass der Fußball in der Vergangenheit nicht immer ein Ort des Zusammenhalts und der Freude war. Er zeigt uns, dass Erinnerung nicht nur Vergangenheit ist, sondern Auftrag für die Gegenwart und die Zukunft. Ich bedanke mich beim VfB Stuttgart, dass er sich auch in diesem Jahr wieder aktiv an diesem wichtigen Gedenktag beteiligt und damit ein starkes Zeichen setzt – für Toleranz und ein friedliches Miteinander. Der Verein zeigt, dass Fußball mehr ist als ein Spiel: Er ist ein Ort, an dem Menschlichkeit und Solidarität gelebt werden.“

Verantwortung leben – Erinnerungsarbeit leisten

Frau Brigitte Lösch, Vorsitzende der Initiative Hotel Silber, forderte in ihrer Rede: „Vergangenheit, die nie vergeht! Wir haben die Verantwortung; es ist unsere Aufgabe, Aufklärung zu betreiben und mit unserer Erinnerungsarbeit Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Rassismus zu bekämpfen.“

Herr Werner Schmidt von den Stolperstein-Initiativen Stuttgart erinnerte mit aktuellem Bezug daran, dass „kaum jemand zu protestieren wagte, nachdem die NS-Herrschaft erst einmal etabliert und die Gesellschaft gleichgeschaltet war. Eine immer enthemmtere Hetze und schrittweise Grenzverschiebungen ebneten der Barbarei den Weg. Mit der Ideologie von höherwertigen und minderwertigen Menschensorten ließen sich auch noch die schlimmsten Verbrechen rechtfertigen!“

Erinnerungstag wird am Abend mit Buchvorstellung fortgesetzt

Herr Mihail Rubinstein, Vorstandsmitglied der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs, mahnte: „Die Geschichte des Holocaust fordert uns auch 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz in dramatischer Weise zum Handeln auf. Vor uns liegt nicht weniger, als die Aufgabe, dem billigen und hohlen Opportunismus entschlossen die Stirn zu bieten und in Verantwortung vor der Geschichte und vor unserer gemeinsamen Zukunft in Jung und Alt aufs Neue die Leidenschaft und das Feuer für Demokratie und für menschlichen Edelmut zu wecken. Nichts geringeres verlangt die Geschichte von uns.“

Am heutigen Montagabend wird die MHP Arena sodann der Ort sein, an dem der VfB Stuttgart im Rahmen des diesjährigen Erinnerungstages im deutschen Fußball ein weiteres wichtiges Zeichen setzen wird: Vor geladenen Gästen wird die heute erschienene zweite Auflage des Buches „Der VfB Stuttgart und der Nationalsozialismus“ des Historikers Dr. Gregor Hofmann vorgestellt werden. Im Anschluss daran findet eine Talkrunde zum Thema statt.

21. Erinnerungstag im deutschen Fußball