Hallo Kiara, willkommen zurück. Bist du wieder gut in die Abläufe in Stuttgart reingekommen?
Kiara: „Ja, auf jeden Fall. Zwei Spiele habe ich bereits absolviert, die Mannschaft hat es mir aber auch sehr einfach gemacht. Ich habe mich sehr auf die Mädels gefreut und bin wieder richtig gut drin.“
Deine Nachnominierung für die WM in Kolumbien kam sehr spontan, warst du vorbereitet?
Kiara: „Ehrlich gesagt nicht. Natürlich hat man die Termine im Blick, aber ich habe nicht wirklich damit gerechnet. Ich wurde etwas überrascht aber ich habe mich sehr gefreut.“
Hattest du alles parat oder musstest du spontan noch Dinge organisieren?
Kiara: „Ich musste tatsächlich nochmal kurz aufs Rathaus, um meine Adresse im Reisepass zu ändern. Ansonsten hatte ich eigentlich alles. Fußballschuhe, mehr brauchst du nicht. (lacht)“
Warst du davor schon mal in Kolumbien?
Kiara: „Nein, es war generell meine erste Reise außerhalb Europas.“
Wo habt ihr eure Team-Base in Kolumbien aufgeschlagen?
Kiara: „Während der Gruppenphase waren wir in einem Pre-Camp in Bogotá. Unsere Unterkunft war toll, wir hatten eine gemeinsame Players Lounge, in der wir es uns richtig gemütlich machen konnten. Wir haben uns sehr wohlgefühlt.“
Wie war das Zusammenleben dort während des Turniers?
Kiara: „Es war wie in einer großen Familie. Zu den gemeinsamen Essen kamen Filme- und Spieleabende dazu. Ich habe es sehr genossen.“
Jetzt das Interview bei VfB TV anschauen:
Wie war das Zusammenspiel mit Rebecca Adamczyk und Lina von Schrader bei euch Keeperinnen?
Kiara: „Sehr gut. Wir kennen uns schon lange. Mit Lina durchlaufe ich seit der U15 die U-Nationalteams, Rebecca kam etwas später dazu. Wir haben uns sehr gut unterstützt. Es war ein sehr gelungenes und erfolgreiches Torspielerinnen-Team.“
Wie seid ihr mit dem Konkurrenzkampf umgegangen?
Kiara: „Wir haben unsere Rollen alle zusammen sehr gut angenommen. Irgendwann ist der Traum vom WM-Titel so groß, dass du deine eigenen Prioritäten dann zurückstellst, in dem Fall Rebecca voll unterstützt und im Training konkurrierst. Das ist uns gut gelungen.“
Wer ist deine Bezugsperson in der Nationalmannschaft?
Kiara: „Vanessa Diehm war eine große Unterstützung für mich. Wir haben sehr gute Gespräche geführt und viel zusammen unternommen. Mit Tomke Schneider und Lina von Schrader war ich oft zum Kaffeetrinken verabredet. Das war meine ‚Gang‘. (lacht)“
Ihr seid gut ins Turnier reingestartet. Auf den 5:2-Sieg gegen Venezuela, folgte der 3:1-Erfolg gegen Nigeria, dann die erste Niederlage gegen Südkorea (0:1). Wie hast du die Gruppenphase erlebt?
Kiara: „Positiv. Gegen Südkorea sind wir nicht so gut in unsere Abläufe reingekommen, sie haben es auch gut gemacht. Wir sind jedoch sehr gut als Team zusammengewachsen und haben in der Gruppenphase jedem Gegner unser Spiel aufgedrückt. Das hat uns durch die Partien getragen.“
Euer Weg führte euch ins Achtelfinale, wo ihr euch erneut souverän gegen Argentinien durchgesetzt habt (5:1). Wie groß war die Titelhoffnung?
Kiara: „Sie war groß. Irgendwann merkst du: Da geht was! Alle 21 Spielerinnen einschließlich des Trainerteams und Staffs haben daran geglaubt. Wir konnten den Flow aus der Gruppenphase gut mitnehmen, deshalb war unser Achtelfinalsieg dann auch so deutlich.“
Dann jedoch das bittere Aus im Viertelfinale gegen die USA im Elfmeterschießen (1:3 n.E.). Eine Disziplin, in der man als Keeperin verstärkt im Fokus steht. Wie hast du den Moment erlebt?
Kiara: „Der Augenblick war schwer und ist auch noch nicht komplett verarbeitet. Es war ein sehr emotionales Viertelfinale. Wir wussten alle, dass Rebecca eine Keeperin ist, die Elfmeter halten kann. Man muss dann aber auch sagen, dass die USA die Elfmeter richtig gut geschossen hat. Es war leider nicht viel zu machen.“
Wie ging es danach weiter?
Kiara: „Wir haben uns sehr schnell im Kreis getroffen. Jede, die ich angeschaut habe, hat geweint. Man hat erstmal eine große Leere gespürt. Es war wie im Film. Das Halbfinale war zum Greifen nahe, dann fliegst du jedoch so aus dem Turnier raus. Der Traum war geplatzt obwohl so viel möglich war. Es ging weiter ins Hotel, die Busse standen schon zum Abtransport bereit. Es war brutal.“
Was hast du für dich persönlich von dieser Reise und diesem Turnier mitgenommen?
Kiara: „Sehr viel. Die Turniererfahrung, den Ablauf aber auch, was es bedeutet, in eine fremde Kultur einzutauchen und mit einem Team zu wachsen. Ich persönlich konnte mich durch das Turnier nochmals weiterentwickeln und habe gelernt, mit meiner Rolle umzugehen. Ich nehme sehr viel von diesem Turnier mit.“
Mittlerweile bist du wieder zwischen den Pfosten in Cannstatt. Hast du deine Mannschaft auch während der WM verfolgt?
Kiara: „Ja klar, bei uns war es meistens 7 Uhr morgens, wenn die Mädels in Deutschland gespielt haben. Ich habe die Partie im Ticker verfolgt und konnte den Mädels zum Frühstück dann immer berichten, wie es lief.“
Gibt es etwas, das du von der WM mitgenommen oder gelernt hast und es nun beim VfB einsetzen kannst?
Kiara: „Den Teamzusammenhalt. Unabhängig davon, ob du bei einer Weltmeisterschaft spielst oder dich hier beim VfB fast jeden Tag siehst. Es gehört ein Stück weit dazu, dass ein Team wie eine zweite Familie wird. Das ist sehr wichtig. Fußballerisch haben wir in Kolumbien einen sehr mutigen Spielaufbau gepflegt, das möchte ich mitnehmen und beim VfB mit einbringen.“
Was nimmst du dir mit einem Blick auf die kommenden Regionalliga-Gegner vor?
Kiara: „Am besten in jedem Spiel drei Punkte, als Team nochmals näher zusammenrücken und unsere Qualitäten auf den Platz bringen. Wenn wir das schaffen, wird es für jeden Gegner schwer.“