Als die etwa 350 Mitarbeiter der Neckartalwerkstätten des Caritasverbandes Stuttgart hörten, dass der VfB ihnen einen Besuch abstatten wird, war die Aufregung groß. Noch größer war der Trubel dann am Dienstag, als sich der VfB Präsident Wolfgang Dietrich und Verteidiger Timo Baumgartl zum Mittagessen in die Mensa der Werkstätten für Menschen mit Behinderung gesellten. Empfangen wurden sie und ein Dutzend weitere VfB Mitarbeiter von vielen begeisterten Fans, für die das Rindfleischgeschnetzelte mit Reis plötzlich nur noch Nebensache war. Bald hatten die eingefleischtesten Fans den 22 Jahre alten VfB Profi erkannt und eine Menschentraube um ihn gebildet. Mit Autogrammen und Selfies sorgte der Innenverteidiger für strahlende Gesichter.
Auch Gerhard Sohst, der Leiter der Werkstatt war im positivsten Sinne aufgeregt und versicherte den gut ein Dutzend VfB Mitarbeitern bei der morgendlichen Begrüßung, dass es „ein absolutes Heimspiel“ für sie werde. Immerhin seien stolze 150 der insgesamt 350 Mitarbeiter im hauseigenen VfB Fanklub Neckartalwerkstätten vertreten. Nur ein paar „schwarze Schafe“ habe man noch nicht bekehren können, scherzte Gerhard Sohst mit einem Augenzwinkern in Richtung einiger vereinzelter Bayern-, Dortmund-, Frankfurt- oder Köln-Fans. Doch auch diese Vielfalt sei ja auf gewisse Art und Weise immer auch ein Stück weit Inklusion.
Gelebte Inklusion: Der VfB packt bei der Produktion mit an
Und so vielfältig wie die 350 Mitarbeiter, von denen sich 65 in individueller Förderung und Betreuung, 50 in einer Ausbildung und weitere 50 in betriebsintegrierten Arbeitsverhältnissen bei „ganz gewöhnlichen Arbeitgebern“ befinden, so vielfältig und umfassend sind auch deren Arbeitsbereiche: Sie reichen von Gastronomie bis Industrie. Ein Kernziel der Inklusion sieht Gerhard Sohst darin, „möglichst viele Menschen mit Behinderung in den sogenannten ersten, allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren und sie in ein ganz normales Arbeitsverhältnis zu bringen“. Für dieses Ziel macht sich auch der Verein mit dem Brustring stark und setzt mit seiner VfBfairplay Aktionswoche rund um das Heimspiel gegen Werder Bremen (Samstag um 15:30 Uhr) ein Zeichen für Inklusion.
Nachdem Gerhard Sohst selbstgemachte Marmelade als Willkommensgeschenk überreicht hatte, mischten sich die VfB Mitarbeiter in Kleingruppen unter die Belegschaft und packten bei der Produktion von Klein- und Ersatzteilen mit an. Auch Timo Baumgartl ließ sich bei einer Führung durch die Fertigungshallen in die Bedienung von Geräten und Maschinen einweisen – nachdem sich die erste Aufregung um seine Anwesenheit ein wenig gelegt und er alle Autogramm- und Fotowünsche erfüllt hatte.
VfB Präsident Wolfgang Dietrich:
„Es ist wirklich beeindruckend, mit welcher Empathie und mit welchem Engagement die Menschen hier gemeinsam arbeiten und ihren Tag verbringen. Man sieht sofort, was für einen Einsatz sie bringen und was für ein großes Herz sie haben – nicht nur für unseren Verein. Deswegen ist es uns wichtig, einen Teil zurückzugeben, indem wir die Neckartalwerkstätten unterstützen. Das wollen wir nicht nur mit finanziellen Mitteln, sondern auch mit menschlichen und persönlichen Begegnungen tun. Mit Aktionen wie dieser wollen wir vor allem auch die Aufmerksamkeit auf solche Organisationen lenken. Ich bin tief beeindruckt, es war nicht nur für uns, sondern auch für die Menschen hier vor Ort ein tolles Erlebnis. Daher wollen und werden wir nachhaltig und langfristig diese Menschen und diese Organisationen unterstützen.“
VfB Verteidiger Timo Baumgartl:
„Ich bin froh, dass ich hier sein durfte und die Neckartalwerkstätten von innen kennenlernen konnte. Es ist natürlich eine schöne Sache, den Menschen hier ein Lächeln ins Gesicht zaubern zu können. Besonders freut mich natürlich, dass hier so viele VfB Fans arbeiten, die einen auch im Stadion unterstützen und denen man etwas zurückgeben kann. Dass wir am Samstag gegen Bremen das Inklusionstrikot tragen werden, mit dem der Verein Stellung bezieht und dem Thema zu mehr Aufmerksamkeit verhilft, finde ich eine gute Sache.“