Heiko Striegel, in den vergangenen Monaten wurde in der Bundesliga bei einigen Spielern Hodenkrebs diagnostiziert. Auch in anderen Sportarten taucht die Diagnose gefühlt häufiger auf. Haben Leistungssportler ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken – oder ist diese Häufung eher Zufall?
Heiko Striegel: "Sportler haben kein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. In der Tat dürfte es Zufall sein, dass in der jüngsten Vergangenheit gleich bei mehreren Profifußballern Hodenkrebs diagnostiziert wurde. Die erkrankten Spieler passen jedoch gut in die Altersgruppe der Männer, bei denen Hodenkrebs typischerweise am häufigsten auftritt."
Wie wurde das Thema nach den Fällen unter den Bundesliga-Kollegen im Kreis unserer Mannschaft aufgenommen und diskutiert?
Heiko Striegel: "Das war und ist seither schon wiederholt Thema bei den Spielern. An mich als Mannschaftsarzt kommt dabei die Frage, was man tun kann, um Hodenkrebs möglichst früh zu diagnostizieren. Das bespreche ich dann jeweils ausführlich mit dem Spieler."
Sind Sie dazu auch im Gespräch mit anderen Mannschaftsärzten oder Spezialisten?
Heiko Striegel: "Ich habe einen guten Kontakt zum ärztlichen Direktor der Urologischen Klinik am Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Arnulf Stenzl. Er steht mir als sehr kompetenter Ansprechpartner jederzeit zur Verfügung."
Welche Maßnahmen wird der VfB bei der Lizenzmannschaft künftig umsetzen?
Heiko Striegel: "Zum einen werden wir den Spielern die Möglichkeit geben, sich jährlich fachurologisch untersuchen zu lassen. Zum anderen leiten wir die Spieler zur regelmäßigen Selbstkontrolle der Hoden an. Dies gilt in Fachkreisen als wirksame Maßnahme zur Früherkennung bösartiger Veränderungen am Hoden. Jeder Mann im Risikoalter sollte sich darüber informieren und selbst kontrollieren."