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VfBfairplay, 21. Februar 2025

20 Jahre Ehrenamt in der Vesperkirche

Albert Kaupp hilft, wo er gebraucht wird. In der Vesperkirche schmiert der VfB-Fan Brote, schenkt Kaffee aus und arbeitet weitere Ehrenamtliche ein. Sein Engagement hält den 82-Jährigen jung.

Albert Kaupp ist der lebende Beweis dafür, dass Ehrenamt jung hält. Kaupp hilft seit 20 Jahren in der Stuttgarter Vesperkirche mit und behauptet im Gespräch steif und fest, er sei 82 Jahre alt, was unmöglich stimmen kann, so jung und frisch wie rüberkommt: Der Ehrenamtliche muss sich an dieser Stelle um mindestens 15 Jahre zu seinen Ungunsten verrechnet haben.

Der KFZ-Meister im Ruhestand lacht und erzählt, wie er zu seinem Ehrenamt gekommen ist. „Ursprünglich habe ich auf der Jugendfarm in Zuffenhausen mitgeschafft, wo unsere Töchter ein- und ausgegangen sind. Dort hat ein Herr von der Vesperkirche geschwärmt und ich habe beschlossen, dass ich dort unterstütze, sobald ich in Altersteilzeit bin.“

Vesperkirche sorgt für Essen – und Wärme

2005 hat Kaupp das erste Mal in der Leonhardskirche mitgeholfen und seitdem nur während der Coronavirus-Pandemie ausgesetzt, „da haben meine Kinder sich gewünscht, dass ich eine Pause einlege, damit ich nicht krank werde.“ Während der Vesperkirche hilft Kaupp mindestens einmal pro Woche mit, meist sind es aber zwei oder gar drei Tage pro Woche. Kaupp, der bei Nagold im Schwarzwald geboren worden ist, arbeitet an allen Posten und Stellen, wo er gebraucht wird, vom Kaffee ausschenken über Brote schmieren bis zum Einarbeiten der zahlreichen neuen Ehrenamtlichen.

„Wenn es so kalt ist wie heute, kommen die Gäste morgens um 9 und bleiben bis 16 Uhr“, schildert Kaupp, den eine Beobachtung besonders traurig macht: „Die älteren Frauen, die niemanden mehr haben, machen einem schon zu schaffen. Die wissen zum Teil nicht, wie sie über die Runden kommen sollen, und versorgen sich in der Vesperkirche nicht nur mit Essen, sondern auch mit Wärme. Das sind Momente, in denen Du merkst, wie gut es Dir geht.“

Plötzlich ganz nah dran an den Ersatzspielern

Wenn Kaupp in seinem Leben zurückschaut, fallen ihm viele Momente ein, in denen es gut für ihn lief, zum Beispiel in den Jahren 1995 und 1996. „Damals hatte ich das Glück, dass ein Schwager von mir im Übertragungswagen eines Privatsenders Dienst hatte. Da gab es immer mal wieder zwei Trikots mit der Aufschrift Presse, damit durften wir auf der Bank der Ersatzspieler Platz nehmen. Es war unglaublich, was wir da alles erlebt haben.“  

Nach Stuttgart kam Kaupp, um sich seinen Traum von einer Stelle als KFZ-Meister beim Motorradhersteller Kreidler zu erfüllen. Der begeisterte Moped-Fahrer durfte für Kreidler sogar Rennen fahren und wurde 1966 Deutscher Juniorenmeister. Von Kreidler ging es über eine weitere berufliche Station zu Porsche in Zuffenhausen, wo er bis zur Rente blieb.

„Helfen tut der Seele gut“

Und ist es nur das Ehrenamt, das Kaupp so jung hält? „Das ist sicherlich ein Grund. Wenn man eine Beschäftigung hat und anderen helfen kann, tut das der Seele gut. Nur zuhause sitzen und zum Fenster rausstarren bringt nichts“, sagt Kaupp. Außerdem fahre Kaupp immer noch Motorrad und Fahrrad, mit seinen alten Arbeitskollegen geht es auf Ausfahrten. „Mittlerweile aber mit dem E-Bike“, erklärt der VfB-Fan, und liefert zum Abschied einen weiteren Grund für seine Fitness: „Ich bin seit 58 Jahren verheiratet, sogar mit derselben Frau. Das hilft auch.“