Lieber spät als nie, das dachte sich wohl auch Tomislav Maric, als er im Sommer 2011 zum VfB wechselte. Zwar war zu diesem Zeitpunkt die aktive Karriere des ehemaligen Stürmers bereits beendet, dennoch betrifft seine Arbeit als Scout in direkter Weise den Lizenzspielerkader des VfB.
Als Spieler stand der gebürtige Heilbronner mit kroatischen Wurzeln zweimal kurz vor einem Wechsel ins Trikot mit dem roten Brustring, beide Male entschied er sich dann aber für einen anderen Verein. Am Ende seiner Laufbahn als Fußballer spielte er in der Regionalliga für die TSG Hoffenheim, bei der er anschließend auch als Co-Trainer arbeitete. Zusammen mit Chefcoach Ralf Rangnick gelang Maric mit der TSG der Durchmarsch in die Bundesliga.
Vor dem Nachbarschaftsduell in Sinsheim sprach www.vfb.de mit Tomislav Maric über seine Arbeit als Scout, die gescheiterten Wechsel zum VfB, seine Zeit bei der TSG und natürlich über das Spiel am Freitagabend.
Tomislav Maric und Ralf Becker beim Training
Hallo Tomislav, seit etwa acht Monaten bist du in der Scoutingabteilung des VfB tätig, was reizt dich an der Aufgabe?
Tomislav Maric: "Nachdem ich als Co-Trainer bei der TSG Hoffenheim aufgehört hatte, habe ich zunächst eine Pause vom Profifußball gebraucht. Irgendwann bin ich mit Fredi Bobic und Ralf Becker (Chefscout beim VfB, A. d. R.) in Kontakt gekommen. Auch wenn ich langfristig wieder als Co-Trainer oder Chefcoach arbeiten möchte, hat mich die Aufgabe beim VfB von Anfang an gereizt. Als Scout kann man sich Spiele und Spieler mit weniger Emotionen anschauen, analysiert diese, ist viel unterwegs und lernt viele verschiedene Spielsysteme kennen. Es ist wahnsinnig interessant, wie in den verschiedenen Ländern Fußball gespielt wird, wie Fußball gelebt und interpretiert wird. Als Trainer eines Vereins ist man total auf seine Mannschaft fokussiert, als Scout ist man flexibler. Hinzu kommt, dass ich beim VfB zu einem super Team gehöre, mit dem es Spaß macht zu arbeiten, über Fußball zu diskutieren und Lösungen zu finden."
Als Spieler hast du leider nie das Trikot mit dem roten Brustring getragen, warum eigentlich nicht?
Tomislav Maric: "Das ist eine gute Frage! In der Jugend habe ich oft gegen den VfB gespielt. Natürlich war es für jeden Jugendspieler aus der Region das Ziel, irgendwann beim VfB zu spielen. Nach der A-Jugend gab es Gespräche mit dem VfB, der mich für die U23 holen wollte. Ich habe mich dann aber für die SpVgg Ludwigsburg entschieden, die damals in der Oberliga gespielt hat. Als ich dann später bei den Stuttgarter Kickers Torschützenkönig in der 2. Liga wurde, gab es nochmals den Kontakt zum VfB. Leider wurde es aber wieder nichts mit einem Wechsel zum VfB."
Tomislav Maric im Hoffenheim-Trikot
Deine letzte Station als Aktiver hieß TSG Hoffenheim, für die du von 2006 bis 2007 als Spieler und von 2007 bis 2010 als Co-Trainer gearbeitet hast. Das war eine spannende Zeit in Sinsheim, oder?
Tomislav Maric: "Auf jeden Fall war das in Hoffenheim eine besondere Geschichte. In den vier Jahren als Spieler und als Co-Trainer habe ich etwas mit aufgebaut und viel Erfahrung gesammelt. Ich war bei den Aufstiegen in die 2. Liga und in die Bundesliga dabei und habe die Herbstmeisterschaft miterlebt. Man kann schon sagen, dass ich den Verein von innen heraus kennengelernt habe. Es war eine schöne und intensive Zeit."
Am Freitag kommt es nun zum Nachbarschaftsduell zwischen dem VfB und der TSG. Wo liegen die Unterschiede zwischen den beiden Klubs und wie wird der VfB in der Rhein-Neckar-Region gesehen?
Tomislav Maric: "In der Region, gerade in meiner Heimatstadt Heilbronn, gibt es sehr viele eingefleischte VfB-Fans. Man kann die beiden Vereine nicht miteinander vergleichen. Der VfB ist ein großer Verein mit Geschichte und vielen ehemaligen Spielergrößen. Alles ist beim VfB etwas verwurzelter als bei der TSG. Hoffenheim muss sich das alles noch erarbeiten, es braucht seine Zeit, bis sich so etwas entwickelt. Die Zukunft wird zeigen, wo der Weg der TSG hinführt."
Maric für die TSG gegen Marco Pischorn vom VfB
Beide Vereine mussten am Wochenende Rückschläge einstecken, der VfB kam über ein 0:0 gegen Kaiserslautern nicht hinaus, und die TSG ging beim 1:7 in München gegen die Bayern unter. Was bedeutet das für Freitagabend?
Tomislav Maric: "Ich würde das Remis gegen den FCK nicht als Rückschlag werten, immerhin haben wir auf Hannover 96 und Bayer Leverkusen einen Punkt gut gemacht. Spielen wir am Freitagabend erfolgreich, sind die internationalen Plätze wieder in Reichweite. Natürlich muss sich Hoffenheim nach der Niederlage in München anders präsentieren, was die Sache für uns nicht einfacher macht. Aber ich glaube, dass wir das Spiel dennoch erfolgreich gestalten werden."
Kommt es dem VfB entgegen, dass Hoffenheim etwas gut zu machen hat und aller Voraussicht nach nicht so defensiv auftreten wird, wie Kaiserslautern am vergangenen Freitag in der Mercedes-Benz Arena?
Tomislav Maric: "Die TSG wird zu Hause sicherlich nicht 90 Minuten Beton anrühren, das entspricht ohnehin nicht ihrer Art, Fußball zu spielen. Aber sie strotzen auch nicht vor Selbstvertrauen, genau das müssen wir ausnutzen."