1. Begrüßung
Pünktlich um 18.00 Uhr eröffnet Vorstand Ulrich Ruf die Veranstaltung, die er gewissermaßen stellvertretend für den am 3. Juni 2013 ausgeschiedenen Präsidenten Gerd E. Mäuser leitet.
Ruf begrüßt die Ehrengäste sowie die Amtsträger, Organe und Mitglieder des Vereins. Daneben heißt er noch weitere Anwesende willkommen und erledigt Formales.
Zum Beginn der Versammlung sind 2.479 (2.406 stimmberechtigte) Mitglieder anwesend.
Die Tagesordnung wird verlesen und das Abstimmungsprocedere erklärt, das elektronisch erfolgt. Hierzu wurden den Mitgliedern Handautomaten zur Verfügung gestellt.
Ulrich Ruf gedenkt der verstorbenen Mitglieder und hebt dabei einige besonders hervor.
Dann werden insgesamt 102 Jubilare geehrt.
53 Mitglieder für 25 Jahre Vereinszugehörigkeit, 25 für 40-jährige Vereinstreue, neun für 50 Jahre VfB und zehn für 60 Jahre Mitgliedschaft. Vier sind seit 65 Jahren Mitglied des Vereins, und Dr. Roland Schmid ist 70 Jahre Mitglied des VfB Stuttgart 1893 e.V.
Besondere Ehrungen erfahren:
• Bernd Müller, die Verdienstmedaille in Silber
• Peter Reichert, die Verdienstmedaille in Gold
• Erwin Waldner (vertreten durch seinen Sohn und Enkel), die Ehrenmitgliedschaft des VfB
• Der kürzlich verstorbene Ehrenrat Günter Seibold wird ebenfalls posthum zum Ehrenmitglied ernannt
Unter tosendem Applaus der anwesenden Mitglieder erhält die U17-Mannschaft, die im Juni die Deutsche Meisterschaft errang, ihre verdiente Ehrung vor den Mitgliedern.
Die Leistungen der anderen Abteilungen (Traditionsmannschaft, Schiedsrichter, Leichtathletik, Tischtennis, Garde, Hockey und Faustball) werden gewürdigt.
2. Bericht des Vorstands
Vorstand Ulrich Ruf:
"In der Bundesliga haben wir uns natürlich deutlich mehr als Platz zwölf gewünscht und sind dementsprechend unzufrieden mit diesem Abschneiden. In der Europa League gab es Licht und Schatten, das Highlight der abgelaufenen Spielzeit war aus VfB Sicht eindeutig der DFB-Pokalwettbewerb.
Vor sieben Wochen wurden wir alle Teil eines unvergesslichen Endspiels im Berliner Olympiastadion. Wir empfinden großen Stolz vor der Moral und der kämpferischen Einstellung unserer Elf. Das positive Gesamtbild, das der VfB Stuttgart beim Saisonhöhepunkt abgegeben hat, rundeten unsere Fans und Mitglieder, die uns in die Hauptstadt begleitet haben, mit ihrem Auftreten während des Spiels ab. Selbst ein alter erfahrener Hase wie ich bekommt bei einer solchen Stimmung Gänsehaut. Vielen Dank dafür!"
Der Finanzvorstand nimmt detailliert zur Ticketvergabe vor dem DFB-Pokalfinale Stellung und erläutert den Mitgliedern die Rahmenbedingungen.
9,7 Millionen Euro Verlust im Kalenderjahr muss Ulrich Ruf den Mitgliedern melden: "Aufgrund unserer nach wie vor guten Liquiditätssituation haben wir trotz des negativen Ergebnisses von der Deutschen Fußball-Liga die Lizenz für die kommende Spielzeit einmal mehr ohne Bedingungen und Auflagen erhalten. Wir haben, was sich auch an unseren Transferaktivitäten zeigt, genügend finanzielle Spielräume, um die erforderlichen Spielerverpflichtungen zu tätigen. Das Gesicht des Teams wird sich zur neuen Spielzeit verändern, mit dem Ziel, die sportliche Substanz weiter zu erhöhen."
Weitere Punkte des Berichts sind die herausragende Jugendarbeit und die dafür angestoßenen Infrastrukturmaßnahmen unter dem Motto "Steine für Beine". Ruf erklärt seinen Stolz, dass der Umfang von knapp 14 Millionen Euro für vor allem notwendige Modernisierungen und der Neubau des Jugendzentrums vollständig über Baudarlehen, Förder- und Eigenmittel abgedeckt sind.
Etwas schwieriger wird es laut Ulrich Ruf im Bereich des Sponsorings werden: "Generell muss ich auch darauf hinweisen, dass das Sponsoringvolumen im Vergleich zur letzten Spielzeit absolut betrachtet etwas zurückgehen wird." Zum Thema viagogo sagt er: "Der VfB hält sich prinzipiell an geltende Verträge und respektiert diese." Er ruft den Mitgliedern aber auch zu: "Wir haben eure Botschaft verstanden!"
Personelles und Ankündigungen für den 120. Geburtstag des Vereins in diesem Jahr schließen der Bericht des Vorstands ab.
3. Bericht des Vorstands über die sportliche Situation
Passagen aus der Rede von Vorstand Sport Fredi Bobic:
"Meine sportliche Bilanz für die letzte Saison ist dreigeteilt, drei Wettbewerbe, jeder für sich.
Was die Bundesliga anbetrifft: Ohne Wenn und Aber ist dieser zwölfte Platz nicht unser Anspruch. Das ist ganz klar.
Vor allem die Heimspiele waren zumeist enttäuschend.
Aber wir hatten dabei auch mit Problemen zu kämpfen. Unter anderem hatten wir voll mit Daniel Didavi gerechnet und mussten dann doch auf ihn verzichten.
In der Europa League gab es viel Licht und Schatten. Ich würde mir wünschen, dass wir dieses Jahr mehr Publikum haben, dann macht es auch mehr Spaß zu spielen."
Bobic bedauert das Zustandekommen und den Ausgang des Geisterspiels in Rom: "Letzte Saison war Lazio noch eine Nummer zu groß, aber es ist unser Ziel solchen Gegnern in der Europa League auf Augenhöhe zu begegnen."
Das DFB-Pokalfinale in Berlin sei ein wunderbares Erlebnis gewesen. "Trotz der vielen Schulterklopfer hatten wir sooo einen Hals nach dem Spiel. Stolz spürt man erst einige Tage später. Und ich spüre außerdem: Die Mannschaft will da nochmal hin und dann auch den Pott holen. Sie wollen mehr. Sie wollen alles!
Von der Mannschaft soll ich nur eines weitergeben, das ich hier sagen soll. Das hat sie mir extra aufgetragen: 'Dankeschön für dieses Highlight, dankeschön für diese Stimmung in Berlin.' Ich denke, dieses Erlebnis vergessen sie ebensowenig wir ihr."
Fredi Bobic erläutert unter anderem die Aktivitäten während der Transferphase, spricht über die Vertragsverlängerung mit Bruno Labbadia und macht transparent, was seine kurz- und langfristigen Ziele sind. Sehr engagiert und mit flammenden Appellen spricht Fredi Bobic zum Plenum.
Zum Abschluss des ersten Teils dieses Tagesordnungspunktes wird live nach Donaueschingen geschaltet. Auf der Videowand laufen Interviews mit Cacau und dem Cheftrainer Bruno Labbadia, die unter anderem von den Bedingungen im Trainingslager berichten.
Fredi Bobic blickt für den Vorstand beim Thema Vereinsführung sehr selbstkritisch zurück auf die vergangene Zeit und richtet ebenso eindringliche wie offene Worte an die Mitglieder.
"Für mich ist der VfB viel mehr. Er ist nicht nur eine Herzensangelegenheit. Er ist eine Berufung."
Fredi Bobic kündigt noch an, dass im Falle des Erreichens der Play-Offs um die Europa-League-Gruppenphase (Bobic: "Und das werden wir!") die Dauerkarteninhaber freien Eintritt haben werden, dann verlässt er unter großem Applaus das Podium.
4. Bericht des Vorstands über den Jahresabschluss
Vorstand Ulrich Ruf erläutert die Finanzen des Kalenderjahrs 2012. Hier nur die Eckdaten, alle Angaben in Euro.
Aktivseite: 69,8 Mio (Vorjahr 88,7 Mio), wobei sich hier vor allem das Anlagevermögen und hier insbesondere Spieler um zirka 10 Mio verringerte.
Auf der Passivseite (mit denselben Werten) verringerte sich das Vereinsvermögen um etwa 10 Mio, allerdings verringerten sich die Verbindlichkeiten um mehr als 8 Mio.
Die Erträge summieren sich 2012 auf 109,2 Mio (VJ 117,0 Mio).
Aufwendungen gab es 119,0 Mio (VJ 116, 9 Mio). Somit gibt es für das Jahr 2012 ein Ergebnis mit einem Jahresfehlbetrag von 9,74 Mio.
Betrachtet man allerdings den sogenannten Cash-Flow, so bleibt ein Verlust von 5,1 Mio stehen. Hierbei wird das Ergebnis von Abschreibungen und sonstigen bilanzrechnerischen Überhängen bereinigt.
Positiv entwickelte sich die Verschuldung: von -12,7 Mio (31.12.2010) ging sie auf -2,8 Mio zurück.
Ulrich Ruf erläutert die vielen Effekte, die das Zustandekommen beeinflusst haben, will aber nichts beschönigen. "Ich würde auch gerne andere Zahlen präsentieren. Wir haben den Verlust in Kauf genommen, um den Kader nicht über Gebühr zu schwächen. Und wir können es uns leisten.
Außerdem steht fest: Wir sind jederzeit handlungsfähig, unsere Liquidität ist stets gegeben. Wir haben trotz des negativen Ergebnisses Vereinsvermögen und Finanzmittel auf- und die Verschuldung abgebaut. Der Verein ist liquide."
5. Bericht des Aufsichtsrats
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Joachim Schmidt:
"Ich bekleide dieses Amt jetzt seit sehr kurzer Zeit und ich mache es sehr gerne. Ich bin sehr stolz und werde meine gesamte Kraft dafür einsetzen.
Ohne Umschweife: Wir haben Fehler gemacht. Und wir müssen aus diesen Fehlern lernen."
Dr. Joachim Schmidt ruft die Mitglieder zu einem ganzheitlichen Blick auf die Ära seines Vorgängers Prof. Dr. Dieter Hundt auf, erwähnt ein paar Dinge, die darin lagen, und fokussiert dann wieder die Zukunft: "Jetzt müssen wir aber nach vorne schauen."
"Eine schwarze Null in der Bilanz ist erstrebenswert, aber nicht das einzige und auch nicht das oberste Ziel. Von Fall zu Fall müssen wir auch ein vertretbares Risiko eingehen, um den VfB dauerhaft in der Spitze zu etabalieren", sagt Dr. Joachim Schmidt.
Der Aufsichtsratsvorsitzende erläutert das Auswahlverfahren für den Präsidentschaftskandidaten, an dessen Ende Bernd Wahler vor die Mitglieder tritt.
"Wir wollen Ruhe reinbringen und diesen Zustand als Chance nutzen. Wir müssen zusammenrücken und mit allen Interessensvertretern auf Augenhöhe miteinander sprechen."
"Wir müssen unser Potenzial, unsere Marke und unsere Strahlkraft heben. Lassen Sie uns leidenschaftlich und angriffslustig sein. Lassen Sie uns gemeinsam den Verein nach vorne bringen. Ich würde mich sehr darauf freuen."
6. Allgemeine Aussprache
Der Tagesordnungspunkt verläuft seit etwa 21.00 Uhr in Form einer Generaldebatte.
Insgesamt gibt es zehn Redebeiträge, auf die der Vorstand antwortet.
7. Entlastung des Vorstands
Nach der Erklärung der Abstimmungsgeräte und einer Probeabstimmung kommt es zur ersten Stimmabgabe.
Der Vorstand des Jahres 2012 wird in der Besetzung Gerd E. Mäuser und Ulrich Ruf bei einer Beteiligung von 2.605 Stimmberechtigten mit einer Mehrheit von 75,4 % entlastet.
Die Entlastung wird vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Joachim Schmidt durchgeführt.
8. Entlastung des Aufsichtsrats
Die Versammlung entscheidet mit 63,1%, dass der Vorsitzende des Jahres 2012, Prof. Dr Dieter Hundt, einzeln entlastet werden soll, die weiteren Aufsichtsräte im Block.
Prof. Dr. Dieter Hundt wird keine Entlastung erteilt. Er erhält 31,5% der Stimmen. Bei jeder Abstimmung werden Enthaltungen satzungsgemäß nicht berücksichtigt.
Die anderen Aufsichtsräte werden mit einer Quote von 80,3% en bloque entlastet.
9. Regelung VfB Wappen
9.1 Abstimmung über das VfB Wappen zur Vorbereitung der Satzungsänderung
Es wird über die Form und Anmutung des zukünftigen Wappens abgestimmt, das von der Saison 14/15 an gültig sein soll. Zur Wahl stand neben dem aktuellen Wappen das sogenannte "alte" Wappen der Initiative "Pro altes VfB Wappen".
12.953 Mitglieder (29% aller Mitglieder) nahmen an einer Stimmungsabfrage des Mitgliedermagazins DUNKELROT teil. Eine Mehrheit von 63,3% sprach sich darin für das 'alte' Wappen aus.
Die Abstimmung der Mitgliederversammlung 2013 ergab bei 2.875 Stimmen eine Mehrheit von fast 80%.
Somit wird in einem Jahr das alte, historische Wappen als das offizielle Wappen des VfB Stuttgart 1893 e.V. eingeführt. Das Ergebnis wird von den Fans frenetisch gefeiert. Das Wappen wird auch gleich auf dem Podium der Versammlung ausgetauscht.
9.2 Antrag auf Änderung von §1 der Satzung gemäß Anlage
Ein weiterer Antrag war es, das Wappen mit einer 3/4-Mehrheit in die Satzung aufzunehmen.
Auch das gelingt mit einer Mehrheit von 92,1%.
10. Sonstige Anträge
10.1 Einzelwahl eines Mitglieds des Aufsichtsrates als Nachfolger von Prof. Dr. Dieter Hundt
Hierzu teilt Dr. Alfred Grupp, der Vorsitzende des VfB Ehrenrats, mit, dass der Ehrenrat diesen Antrag zurückzieht. Das Gremium ist auch mit der Vakanz eines Mitglieds geschäftsfähig. Der Ehrenrat hält die Wahl zum jetzigen Zeitpunkt für nicht notwendig.
In der nächsten Mitgliederversammlung im Jahr 2014 wird der komplette Aufsichtsrat dann mit einem weiteren, sechsten Mitglied neu gewählt.
11. Wahl des Präsidenten
Nach einem kurzen Film stellt sich der Kandidat für das Amt des Präsidenten des VfB Stuttgart 1893 e.V., Bernd Wahler, der Versammlung vor.
Er erläutert noch einmal seine Maxime, mit der er den VfB führen will.
Bernd Wahler: "Ich stelle mich nicht zur Verfügung, ich will das!
Es geht hier nicht um mich, es geht nur um den VfB!"
Er gibt Einblicke in seine Visionen und spricht darüber, was ihm der VfB bedeutet, wie die Marke wirkt und was sie auszeichnet. Die Schärfung der Marke VfB und der Identität des Klubs ist eines der zentralen Themen, das es anzugehen gilt.
15 Minuten nimmt sich Bernd Wahler Zeit, das Was, Wie und Warum seiner möglichen Präsidentschaft zu erläutern. Er hinterlegt den Teamgedanken, in dessen Zentrum immer nur der VfB steht, der auch über die Vereinsstruktur hinaus gelebt werden soll.
Bernd Wahler hält eine mitreißende Rede, für die er langanhaltenden Applaus erntet.
Dann folgt die Wahl.
23.42 Uhr: Es brandet großer Jubel auf. Mit einer Mehrheit von 97,4% wählen die Mitglieder Bernd Wahler zu ihrem Präsidenten. 2.607 Stimmen wurden abgegeben, 2.539 davon für Bernd Wahler.
Er nimmt die Wahl an. Es folgen Szenen voller Freude auf dem Podium und großer Jubel in der gesamten Halle. Der neue Präsident verspricht den Mitgliedern nochmals voller Emotionen, alles für den VfB zu geben.
12. Schlusswort
Der Versammlungsleiter Ulrich Ruf schließt die Mitgliederversammlung 2013 um 23.47 Uhr.