VfB Stuttgart
1:1 | Gentner | (34. Min) |
HNK Rijeka
0:1 | Benko | (30. Min) |
2:1 | Maric [ET] | (75. Min) |
2:2 | Mujanovic | (90.+4. Min) |
Im Fokus bei seinem Debüt: Thomas Schneider
Schade, schade, schade
Es hat am Ende nicht sollen sein. Durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit verpasste der VfB nach einer aufopferungsvollen Darbietung den Sprung in die Gruppenphase der UEFA Europa League. Christian Gentner und ein erzwungenes Eigentor hatten einen 0:1-Rückstand gedreht, doch der erneute Ausgleich beendete die Träume des Weiterkommens.
Mit einem 4-4-2-System schickte Thomas Schneider den VfB in seinem Debüt auf das Feld. Dabei kehrte William Kvist erstmals wieder seit Mitte März in die Startformation zurück und lief neben Christian Gentner im zentralen Mittelfeld auf. Benedikt Röcker und Antonio Rüdiger begannen in der Innenverteidigung, Daniel Schwaab und Arthur Boka sowie Martin Harnik und Ibrahima Traoré auf den Außenbahnen.
Der Sturmpartner von Vedad Ibisevic war Cacau, der damit sein 49. Europapokalspiel bestritt und zum bislang alleinigen Rekordhalter Zvonimir Soldo aufschloss. "So eine Statistik bleibt auf ewig in den Geschichtsbüchern des Vereins bestehen. Für einen Spieler ist es nicht selbstverständlich, so etwas zu erreichen. Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Spieler den Verein nach kurzer Zeit wieder wechseln, wird es immer schwieriger, so einen Rekord aufzustellen", hatte der Angreifer vor der Partie gegen die Kroaten gesagt.
Rückstand wie aus dem Nichts
Das Tor hütete wie gewohnt Sven Ulreich und er konnte sich das Geschehen auf dem Platz erst einmal in Ruhe anschauen, denn dieses spielte sich von Beginn an vor allem in der Hälfte der Kroaten ab. Der VfB begann erwartungsgemäß druckvoll, schließlich musste das Team einen 1:2-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen. Dem Tor am nächsten kam dann zwar ein HNK-Profi, aber es wäre eines für den VfB gewesen. Denn nach einem Eckball von Ibrahima Traoré hätte die Hintermannschaft Rijekas den Ball beinahe im eigenen Tor untergebracht (5.).
William Kvist: "Zwei Gegentore sind bitter, das fühlt sich an wie ein schlechter Film. Wir haben das Spiel klar dominiert und bessere Chancen gehabt. Das Ergebnis ist sehr schade, eigentlich müssen wir uns gegen so einen Gegner durchsetzen."
Die Stimmen zum Spiel
Das wäre auf der Gegenseite nach etwa 14 Spielminuten auch Benedikt Röcker fast so ergangen, der eine scharfe Hereingabe abfälschte, aber Sven Ulreich reagierte gut. Kurz darauf verpasste Martin Harnik nur knapp, als ihn der präsente William Kvist mit einem Heber schickte (18.) und in der nächsten Aktion war der Drehschuss von Arthur Boka leider nicht druckvoll genug, sodass Ivan Vargic klären konnte (19.).
Im Anschluss an die nächste Drangphase mit zwei Eckbällen behielt Martin Harnik die Übersicht und passte zurück auf Ibrahima Traoré, der von der Strafraumgrenze aus abzog, aber das Tor verfehlte (25.). Auch im Anschluss agierte fast nur die Mannschaft von Thomas Schneider, doch nach einem langen Ball tauchte Leon Benko wie aus dem Nichts frei vor dem VfB Tor auf und schob zur Führung der Gäste ein (30.).
Mit der Aufbruchsstimmung zum Ausgleich
Doch sofort war klar: es herrscht eine Aufbruchsstimmung in Cannstatt. Die VfB Fans feuerten ihre Mannschaft umgehend an, diese agierte sofort druckvoll weiter – und belohnte sich endlich für ihren Aufwand. Christian Gentner ließ zwei Gegenspieler mit einer Finte ins Leere laufen, fiel selbst zu Boden, lupfte den Ball aber dennoch so gefühlvoll, dass er zum viel umjubelten 1:1 im Tor landete (34.).
Gestärkt durch den Ausgleich führten der Kapitän und seine Kollegen den Powerlauf fort, erspielten sich weitere Gelegenheiten, die aber entschärft wurden (32. und 34.). So blieb es auch bis zum Pausenpfiff, sodass die Mannschaften vom Applaus der 30.200 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena in die Kabinen begleitet wurden.
Ohne Wechsel kam der VfB nach der Pause zurück auf das Feld und erarbeitete sich umgehend die nächste Tormöglichkeit. Ibrahima Traoré setzte sich auf der linken Außenbahn gegen seinen Kontrahenten durch, flankte nach innen und Vedad Ibisevic rutschte am Fünfmeterraum in den Ballweg, doch er verfehlte das Tor knapp (46.). Auf der Gegenseite zeigte anschließend Sven Ulreich seine Qualitäten bei zwei Abschlüssen von Rijeka (48. und 52.).
Führung nach toller Vorarbeit von Ibrahima Traoré
Nachdem Martin Harnik aus etwa 20 Metern knapp über das Tor geschossen hatte (54.), ersetzte Timo Werner zwei Minuten später den österreichischen Nationalspieler. Der Youngster hatte nach einer feinen Aktion von Christian Gentner die nächste Chance, zielte bei seinem Abschluss aber leider etwas zu ungenau (59.). Der Versuch von Ibrahima Traoré nach einem schönen Lauf durch die HNK-Defensive hätte zum Erfolg geführt, doch Ivan Vargic lenkte den Ball mit den Fingerspitzen Zentimeter am Pfosten vorbei (67.).
Sechs Minuten danach kam Mohammed Abdellaoue in die Begegnung, der Angreifer ersetzte Cacau. Kurz nach dieser Unterbrechung startete Ibrahima Traoré einen beeindruckenden Flügelsprint an. Der Nationalspieler Guineas begann an der Mittellinie, umkurvte zwei Gegenspieler und flankte den Ball hart nach innen, wo er von einem Gast ins Tor abgefälscht wurde – 2:1 für den VfB, das bedeutete zu diesem Zeitpunkt Verlängerung (75.).
Doch das wollte das Team von Thomas Schneider nicht und stand daher weiter auf dem Gaspedal, wobei die Beine gegen Ende der 90 Minuten natürlich schwer wurden. Schließlich hatten die VfB Profis ungemein viel investiert. Dennoch erkämpften sie sich auch in der Nachspielzeit weitere Gelegenheiten – und wurden dann doch um ihren Lohn gebracht. Nach einem Ballverlust war Goran Mujanovic allein in Richtung Sven Ulreich unterwegs und der Akteur von HNK Rijeka behielt die Nerven (90.+4). Kurz nach dem 2:2 pfiff der Schiedsrichter ab. Der VfB verpasste damit den Sprung in die Gruppenphase der UEFA Europa League – und dennoch klatschten die abermals toll unterstützenden Fans Beifall und versuchten das Team von Thomas Schneider umgehend aufzubauen. Schade, schade, schade.
Nachtrag: da Fenerbahce Istanbul aufgrund einer Bestechungsaffäre nicht in der Europa League antreten darf, beschloss die UEFA an diesem Donnerstag, dass dieser Platz mittels eines Losverfahrens aufgefüllt wird. Das bedeutet, dass alle Vereine, die in den Play-offs scheiterten, an diesem Freitag in einem Lostopf liegen und noch auf die Teilnahme an der Gruppenphase hoffen dürfen.